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Niederösterreich – Land der Meisterbrenner

Viele regionale kulinarische Produkte Niederösterreichs werden noch veredelt, so nicht nur erlesene Weine, sondern auch Hochprozentigeres. Von Wachauer Marillenbrand über Waldviertler Kriecherl bis hin zu Whisky aus dem Waldviertel.

Die mehrfach ausgezeichneten Destillerien des Landes sorgen dafür, dass heimische Früchte nicht nur auf dem Teller, sondern auch im Glas landen. Das kleine, feine Handwerk des Schnapsbrennens und der Destillation hat langjährige Wurzeln in der Region Niederösterreich – ein Land für Genießer.

Die Wachauer Marille

Seit 1996 ist die „Wachauer Qualitätsmarille“ eines der wenigen namentlich geschützten Produkte aus Österreich. Nicht nur im Marillenknödl oder im Marillenkuchen findet das besondere Steinobst Verwendung. Auch in Likören und Edelbränden erfreut sich die Frucht großer Beliebtheit. Auf die Herstellung letzterer hat sich das Weingut Holzapfel spezialisiert, natürlich neben der Herstellung von erstklassigen Weinen. Besitzer Karl Holzapfel setzt auf strenge Qualitätskontrolle und viel Zeit bei der Herstellung in seiner Brennerei. So wird jede Frucht vor der Verarbeitung handverlesen und genauestens überprüft, bevor sie zu einem edlen Marillenbrand destilliert wird. Selbstverständlich brennt Karl Holzapfel auch noch andere Früchte: aus Williamsbirnen, Weichseln (Sauerkirschen), Quitten und Johannisbeeren stellt der erfahrene Meisterbrenner ebenso vollmundige Schnäpse her.

Kriecherl aka gelbe Kleinpflaume

Der Herbst färbt ganz Niederösterreich in den tollsten Farben ein und genau das ist auch die Zeit in der die Kriecherl die passende Süße und Fruchtigkeit erreichen. Um zu erklären, was ein Kriecherl ist, wäre eine Kostprobe vermutlich die einfachste Wahl, allerdings trifft die Bezeichnung gelbe Kleinpflaume wohl am besten zu. Diese uralte Obstsorte wird in Niederösterreich seit Jahrhunderten kultiviert und verarbeitet: zu süßen Marmeladen, zu fruchtigen Kuchen oder zu aromatischem Schnaps. Dies hat sich vor allem die Wirtshausbrennerei Krenn zur Aufgabe gemacht. Der Steinobstbrand Kriecherl zeichnet sich neben Geschmack und Aroma zusätzlich noch als World Spirits Award Gold Gewinner aus. Seit 20 Jahren garantiert Hans Krenn, der Meisterbrenner der Wirtshausbrennerei, schon für höchsten Trinkgenuss. Im Landgasthof mit Hotel und Brennerei im Yspertal überzeugt der Brenner neben seinen Gästen auch die Fachjury und glänzt mit Titeln wie World Class Destillery und Preisen wie der Fallstaff Spirits Trohpy.

Den süßen Kriecherln hat sich neben der Wirtshausbrennerei Krenn sogar eine gesamte Region verschrieben: die Genussregion Waldviertler Kriecherl. Hier wird die kleine Frucht besonders im Herbst, zur Erntezeit, mit einem Kriecherlkirtag im September und dem „Kriecherl brennt“ – dem Tag der offenen Brennerein im Oktober gefeiert. Bei Letzterem kann der gesamte Prozess der Destillation der Früchte von früh bis spät in verschiedenen Destillerien im Waldviertel verfolgt werden. Auch weitere Köstlichkeiten und Produkte können hier verkostet und gekauft werden.

Waldviertler Whisky

Schottischen Whisky kennt jeder, aber österreichischen? Neben edlen Obstbränden und Wein hat vor allem Niederösterreich auf diesem Gebiet einiges zu bieten. Im Waldviertel hat sich beispielsweise eine ganze Familie der Whisky Brennerei verschrieben. Familie Haider aus Roggenreith im Waldviertel destilliert bereits seit über 20 Jahren den beliebten Kornbrand mit einer ganz speziellen, österreichischen Note. Hier wird ausschließlich auf Regionalität gesetzt: vom heimischen Getreide über das hiesige Wasser bis hin zu regionalem Holz für die Fässer und Torf für die Räucherung, es werden nur Produkte aus der Region verwendet.

Eine weitere Besonderheit der Waldviertler Whisky Destillerie ist die internationale Vorreiterschaft was Roggen- und Roggenmalzwhiskys angeht – hier hat Familie Haider eindeutig die Nase vorn. In ihrer zur Destillerie gehörigen Whisky Erlebniswelt können Besucher und Whisky-Liebhaber das „Wasser des Lebens“ mit allen Sinnen genießen.

Neben dem Riechen und Fühlen der Zutaten wird den Besuchern auch eine Besichtigung der Produktions- und Lagerstätten ermöglicht. Im Feuer-Wasser-Garten, der rund 7.000m² umfasst, können Kenner und Laien eine Feuerarena, Wasserelemente und einen keltischen Lebens- und Jahresbaumkreis bewundern, welcher symbolisch für Erde, Luft, Wasser und Feuer steht - die vier Elemente aus denen Whisky geschaffen wird. Für die Kleinsten stehen ein Kinder-Garten und ein Druiden-Spielplatz bereit.

Mostbirnen im Mostviertel

Ein weiteres einheimisches Produkt wird von Familie Farthofer in Öhling im Mostviertel veredelt: die Mostbirne. Mit dem größten Mostbirnengarten Europas ist die Produktion des Birnendessertwein auch naheliegend. Knapp 12.000 Mostbirnbäume befinden sich auf dem Gelände des Obstgartens. Für die Produktion ihrer Eigenkreation dieses Dessertweins, genannt „Mostello“, ließ sich Familie Farthofer von der Portweinherstellung inspirieren. Der „Mostello“ wird im kühlen Voralpenland gelagert, wo er zu seiner Einzigartigkeit reift. Zusätzlich zu ihrem „Mostello“ produziert die Destillerie Farthofer noch unzählige andere Bio-Spirituosen aus regionalem Anbau.

Um die edlen Getränke näher kennen zu lernen und natürlich um mehr über den berühmten Most aus dem Mostviertel zu erfahren, können Führungen und Verkostungen in der sogenannten Mostelleria gebucht werden. Dieses Kozept der individuellen Erlebniswelt bietet authentischen Einblick in das Handwerk der Brennerei und Destillation, lässt Besuchern aber die Freiheit nur das zu probieren, was sie auch wirklich wollen. Es kann im Voraus genau bestellt werden, was verkostet werden soll: Ganz nach dem Motto „Tischlein, deck dich!“ können Anlass, Getränkeauswahl und auch das Essen genauestens vorbestellt werden. Die Auswahl erfolgt zwischen Mostello, Wodka, Edelbränden, Most und Fruchtsäften bei den Getränken, und zwischen Fleisch, vegetarisch und vegan bei den Speisen. Vorbestellt wird über ein kreatives Online-Formular.

Dirndln aus dem Pielachtal

Unvergleichlich ist die im Pielachtal ansässige, süß-saure Frucht, die vor Ort als Dirndl bezeichnet wird und im Hochdeutschen als Kornelkirsche bekannt ist. In Niederösterreich wird daraus eine Vielzahl an kulinarischen Spezialitäten gezaubert. Wie die meisten Früchte finden jedoch die Dirndln ihren Weg nicht nur auf den Teller, sondern auch ins Glas – ins Schnapsglas. Vitamin C-reicher Edelbrand wird aus ihnen gewonnen und den können sich Liebhaber und Kenner beispielsweise in der Destillerie Hiebl in Haag im Mostviertel schmecken lassen. Hier werden neben heimischen Früchten wie den Dirndln auch exotischere Sorten und sogar Gemüse veredelt und hochwertig destilliert: neben Banane und Maracuja werden ebenso Spargel und Karotte gebrannt. Von der außergewöhnlichen Expertise des Meisterbrenners sind nicht nur Jurys und Kommitees begeistert, wie zahlreiche Auszeichnungen und Medallien für die Destillate beweisen, sondern auch Genießer können sich bei Verkostungen vor Ort davon überzeugen.

Naturtrüber Fruchtsaft oder klarer Brand

In die feine und vorallem reine Welt der Früchte werden Besucher auch auf dem Hof der Familie Mohr-Sederl eingeführt, die sich auf die ganzheitliche Verarbeitung des Obstes spezialisiert haben. Besucher gewinnen nicht nur Einblicke in das Handwerk der Meisterbrenner sondern lernen auch die Herzensangelegenheit der Familie Mohr-Sederl kennen: Fruchtsaft - naturtrüb. Neben edlen Bränden und Likören finden hier also auch die kleinsten Genießer ein edles Tröpfchen. Aber zurück zum Hochprozentigen: Neben Brand, Geist und Likör werden hier auch Spezialitäten wie Kaiser-Gin oder Bio-Schnaps hergestellt und angeboten. Der Ab-Hof Verkauf im neuen Fruchtshop der Familie Mohr-Sederl mit allen verfügbaren Produkten lädt zum Probieren und Verweilen ein.

Moststraße brennt

Ein besonderes Highlight aus Niederösterreich: Einen eigenen Schnaps brennen. Der Traum vieler Kenner geht in der Kothmühle, dem RelaxResort in Neuhofen an der Ybbs in Erfüllung. Am eigenen Tisch kann der Schnaps gebrannt und auch gleich verkostet werden. Der Prozess der Destillation wird von einem 5-Gang-Menü begleitet, mit dem die Gäste zwischen den einzelnen Brenn-Schritten verwöhnt werden. Nach einer genauen Einführung in die Kunst des Brennens wird der Kupferkessel der Tischbrennerei entzündet und das Erlebnis beginnt. Zum Dessert können die Gäste dann ihren selbst gebrannten Schnaps mit den Edelbränden der Meisterbrennerin und Seniorchefin Marianne Scheiblauer probieren und vergleichen. Termin: 17. – 18. November 2018

Weitere Infos: www.niederoesterreich.info

Dieser Artikel wurde verfasst von:

Freie Journalistin

Christiane Reitshammer war von 2003 bis 2012 Teil des Redaktionsteams. Nun ist sie als freie Journalistin gerne für „tip“ und „reisetipps“ unterwegs und sucht für reisetipps.cc die besten Tipps heraus.

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