New Mexico: Im Tal des Großen Flusses

Geheimnisumwobene Pueblos liegen verstreut im Einzugsgebiet des Rio Grande. Einige der uralten Siedlungen inspirieren seit Langem Kunstschaffende aus aller Welt und sind ein lohnendes Ausflugsziel für historisch Interessierte.

Insgesamt sind heute noch 19 indianische Pueblos im US-Bundesstaat New Mexico bewohnt. Trotz Kolonialisierung überlebten die Pueblo-Stämme als eigenständige Kultur, da sie sich schon früh von der Außenwelt abschotteten. Ihr Glaube und ihre Bräuche bestehen bis heute, verflochten sich aber mit jenen der Spanier, die im 17. Jahrhundert die katholische Religion mitbrachten. 

Anders als andere indigene Völker in Nordamerika wurden die Pueblo-Bewohner nie umgesiedelt. Sie leben bis heute in ihren angestammten Gebieten, bauen Mais, Bohnen und Kürbisse an und verwalten sich selbst. Die Pueblo-Völker gelten als Nachfahren der Anasazi, jenem geheimnisvollen Urvolk des amerikanischen Südwestens. Einstige Pueblos wie Chaco Canyon und Mesa Verde sind inzwischen archäologische Stätten. 

Obwohl die Geschichte der Pueblos rund 1.000 Jahre zurückreicht, ist die Zeit nicht stehen geblieben: Die Stämme sind nicht dem Glücksspiel-Verbot unterworfen, so können sie in den Reservaten Kasinos mit Hotels betreiben – ihre wichtigste Einkommensquelle. Die meisten Stammesmitglieder wohnen in modernen Häusern und arbeiten oft auch außerhalb der Reservate. 

Für Zeremonien oder Feierlichkeiten treffen sich die Familien aber nach wie vor in den alten Pueblos mit ihren charakteristischen Adobe-Lehmziegelhäusern. Details ihrer Kultur geben die Indigenen ungern preis. Doch in Taos und Acoma etwa werden informative Touren angeboten. Von Reisenden wird Respekt gegenüber den Gastgeberfamilien erwartet. So sind z.B. alle Privathäuser tabu und Fotos der Bewohner nur nach Rücksprache gestattet. Bei Tanzzeremonien sind Besucher meist erlaubt, Fotografieren oder Klatschen aber streng verboten. Einen niederschwelligen Überblick über die verschiedenen Pueblo-Kulturen vermittelt das Indian Pueblo Cultural Center in Albuquerque. Tanz-Vorführungen, Kochkurse und Ausstellungen indigener Kunstschaffender stehen dort auf dem Programm. 

BEEINDRUCKENDER TAOS PUEBLO 

Das wohl älteste Dorf der USA liegt eineinhalb Autostunden nördlich von Santa Fe, am Fuße der Sangre de Christo Mountains. 600 bis 1.000 Jahre alt sind die heute noch bewohnten, mehrstöckigen Gebäude. Meterdicke Wände aus Lehmziegeln und Räume, die nur über Leitern erreichbar sind, dienten einst zum Schutz vor Feinden. 150 Einwohner leben heute im Pueblo, der seit 1992 UNESCO-Status als Weltkulturerbe genießt. Um die Community zu schützen, wurde bereits Anfang der 1990er-Jahre ein umfassendes Konzept für Tourismus umgesetzt. Wichtiges Werkzeug sind dabei Führungen, um BesucherInnen auf Augenhöhe empfangen zu können, ihnen die Kultur zu vermitteln und mit Klischees zu brechen. Junge Stammesmitglieder arbeiten als Tour Guides und knüpfen so Kontakte auf der ganzen Welt. Seit Ende der Pandemie ist der Besucherandrang besonders groß. Auch beim jährlich gefeierten Festtag des San Geronimo dürfen alle mitfeiern. 

HIMMELSSTADT ACOMA 

Auf einem gewaltigen Tafelberg, mehr als hundert Meter über der Wüste New Mexicos heben sich große Lehmbauten vom blauen Himmel ab. Der Acoma Pueblo stammt aus dem 12. Jahrhundert und wird aufgrund seiner himmlischen Lage auch Sky City genannt. Aus Tradition gibt es in den 360 Lehmziegelhäusern weder Strom noch Fließwasser. Nicht zuletzt deshalb wohnen heute nur mehr acht Familien ständig dort oben. Sie beschützen die spirituellen Stammesführer, die den Berg ihr ganzes Leben lang nicht verlassen. Zu besonderen Festtagen kommen alle Stammesmitglieder auf das Plateau zurück, um gemeinsam zu feiern. 

Am Fuß des Acoma Rock gibt das Sky City Kulturzentrum mit dem modernen Haak'u Museum Aufschluss über die Geschichte, alte und zeitgenössische Kunst, Sprache und Lebensart der Acoma. Geöffnet ist aktuell von Mittwoch bis Sonntag. Dann sind auch Stände mit lokaler Handwerkskunst vor dem Kulturzentrum aufgebaut. Hinauf auf die Mesa geht es stündlich bei geführten Touren.

KOMPAKT

EINFACH GUT REISEN: Bewusstes Reisen und ferne Ziele sind nicht einfach auf einen Nenner zu bringen. Während sich ein Flug in diesem Fall kaum vermeiden lässt, gibt es vor Ort viele Möglichkeiten, achtsam mit Umwelt und Gastgebern umzugehen. Fragen wie „Wem nützt meine Reise?“, „Wohin fließt mein Geld?“ oder „Was lerne ich über die lokale Bevölkerung?“ sind ein guter Start. Auf dieser Reise haben Sie die Gelegenheit, die Geschichte und das heutige Leben der Indigenen kennenzulernen, lokale Souvenirs zu kaufen oder in kleinen, von Einheimischen betriebenen Unterkünften zu nächtigen. 

INFOS 

Acoma Pueblo: www.acomaskycity.org 
Taos Pueblo: www.taospueblo.com 
Zuni Pueblo: www.zunitourism.com 
Indian Pueblo Cultural Center: www.indianpueblo.org 

Wichtig: Da es zu den publizierten Öffnungszeiten immer wieder Ausnahmen gibt – z.B. aufgrund von religiösen Feierlichkeiten oder spontanen Zeremonien – empfiehlt es sich, vor dem Besuch anzurufen.

Der Artikel ist im Magazin reisetipps Nr. 32 erschienen.