Sechs Schienenabenteuer in Irland

Zugreisen gewinnen auch in Irland stetig an Beliebtheit. Neben den Zugverbindungen zwischen den großen Städten der grünen Insel gibt es fünf originelle Routen, die Reisenden ein anderes, vielleicht weniger touristisches, aber ebenso charmantes Irland zeigen. 

Bahnreisen gehören zu den großen touristischen Trends. Sie verbinden nachhaltiges Reisen mit Coolness und Nostalgie. Ein entspanntes und authentisches Irland, das man ganz ohne Auto entdecken kann. Wer Schwierigkeiten hat, auf der linken Seite zu fahren, oder Irland im „Slow-Travel“-Stil erkunden möchte, um die Landschaft intensiver zu erleben und dabei zwanglos in Kontakt mit den Iren kommen möchte, für den sind diese fünf Zugreisen über die grüne Insel das Richtige.

Von Derry-Londonderry nach Coleraine

Die 40-minütige Zugfahrt zwischen Derry-Londonderry und Coleraine wurde vom Schriftsteller und Schauspieler Michael Palin als „eine der schönsten Zugreisen der Welt“ beschrieben. Die Fahrt folgt der berühmten Causeway Coastal Route, einer eindrucksvollen Mischung aus geologischen Formationen, Stränden und Klippen – Wow-Momente garantiert.

Vom Bahnhof Derry-Londonderry aus, der vollständig ummauerten Stadt, folgt der Zug dem Fluss Foyle in Richtung Norden, durchquert grüne Felder und nähert sich der Küste. Vor Coleraine lohnt sich ein Stopp in Castlerock, um den runden Mussenden-Tempel zu bestaunen, der über den Klippen thront, oder am Benone Strand spazieren zu gehen – einem der längsten und unberührtesten Strände Irlands. Die Schienen verlaufen direkt am Sand entlang und bieten spektakuläre Ausblicke. In Coleraine wartet die Uferpromenade des Flusses Bann, ideal für einen Spaziergang, sowie Straßen im georgianischen Stil. Coleraine ist auch ein perfekter Ausgangspunkt, um die Causeway Coastal Route weiter zu erkunden. Weitere Infos: www.translink.co.uk

Dublin Bay mit den DART-Vorortzügen 

Die Bahnlinie, die die Dublin Bay von Norden nach Süden durchquert, heißt DART (Dublin Area Rapid Transit). Die Strecke bietet wunderschöne Ausblicke auf die Küste und lädt dazu ein, idyllische Orte und Dörfer rund um Dublin ohne Auto zu erkunden – ideal, um ein paar zusätzliche Tage in der Hauptstadt zu genießen.

Fährt man von Dublin Richtung Süden, erreicht man Bray im County Wicklow oder kann einen Spaziergang durch Dún Laoghaire machen (ausgesprochen: Dun Lieri). Die Stadt bewahrt noch heute ihr viktorianisches Flair aus der Zeit, als sie durch den Bau des Hafens und die erste Bahnverbindung der Insel zum beliebten Urlaubsziel wurde.

Von der zentral gelegenen Tara Street Station in Dublin geht es auch nach Norden – zum Beispiel nach Howth, einem maritimen Juwel mit spektakulären Klippen und Fischrestaurants. Die Klippenwanderung von Howth ist ein Muss. Weitere Highlights: das Howth Castle und das Nationale Verkehrsmuseum. Wer weiter nach Norden fährt, erreicht Malahide mit seinem  Schloss, Strand, Cafés, Pubs und dem Casino Model Railway Museum. Mehr Infos: www.irishrail.ie 

Von Cork nach Cobh – auf den Spuren der Titanic

Annie Moore Statue, Titanic Experience, Cobh   — Foto: Tourism Ireland / Chris Hill
Annie Moore Statue, Titanic Experience, Cobh — Foto: Tourism Ireland / Chris Hill

Cork im Süden Irlands ist sowohl mit Zug als auch Flugzeug gut erreichbar – eine lebendige, kosmopolitische Stadt mit einem vielseitigen kulturellen und kulinarischen Angebot. Sie liegt auf einer Insel im Fluss Lee. Ein Muss für Foodies: der English Market mit traditionellen und internationalen Köstlichkeiten sowie das Butter Museum. Auch die Crawford Art Gallery ist sehenswert.

Nur 25 Minuten mit dem Zug trennen Cork von Cobh, dem letzten Hafenstopp der Titanic. Die Fahrt ist sehr malerisch – ein Tipp: am Fenster sitzen! 

In Cobh beeindrucken bunte Häuserfassaden, die imposante St.-Colman-Kathedrale und die Titanic Experience Cobh – ein interaktives Museum im Gebäude der White Star Line, wo einst die letzten Tickets für die Titanic verkauft wurden. Eine Reise in die Vergangenheit. Mehr Infos: www.irishrail.ie 

Von Downpatrick zur Inch Abbey 

Wer möchte einmal mit einer nostalgischen Dampflok fahren? Wenn man zudem noch Fan von Game of Thrones® ist, dann ist das hier das Richtige: Von Downpatrick – bekannt als Begräbnisort des heiligen Patrick – fährt die Dampflok der Downpatrick & County Down Railway (DCDR) zur Klosterruine Inch Abbey, die auch in Game of Thrones zu sehen ist.

Zehn Minuten dauert die Fahrt. Der Zug bietet Ausblicke auf die Mourne Mountains, ein UNESCO-Geopark. Diese malerischen Berge inspirierten schon C.S. Lewis zu den "Chroniken von Narnia" und dienten als Drehort für Szenen von Game of Thrones. Sie sind das höchste Gebirge Nordirlands – ein Paradies für Wanderer und Naturliebhaber. Mehr Infos: www.downrail.co.uk

Dublin–Rosslare: Irlands historischer Osten

Die Bahnlinie von Dublin nach Rosslare im Südosten Irlands zählt zu den malerischsten des Landes. Der erste Streckenabschnitt verläuft entlang der Küste – vorbei an der Killiney Bay, durch die Tunnel rund um Bray Head, mit Blick auf Leamore Strand und durch die Wälder von Rathdrum (County Wicklow).

Dann geht es weiter durchs Landesinnere bis nach Enniscorthy mit seiner mittelalterlichen Burg, nach Wexford und zum Irish National Heritage Park – einem beeindruckenden Freilichtmuseum, das 9000 Jahre irische Geschichte erzählt.

Die ganze Fahrt ins County Wexford dauert etwa drei Stunden und endet in Rosslare. Von hier verkehren Fähren von Stena Line und Brittany Ferries nach Cherbourg, Brittany Ferries fährt auch nach Le Havre und DFDS nach Dünkirchen. Wer die Landbrücke über Großbritannien nehmen möchte, kommt von hier nach Pembroke und Fishguard in Wales. Und natürlich funktioniert der Weg auch umgekehrt. Rosslare ist übrigens der sonnigste Ort Irlands – mit rund 300 Sonnenstunden mehr als der Landesdurchschnitt. Mehr Infos: www.irishrail.ie

Tipps am Rand zwischen Nord und Süd

Die ehemalige Strecke von Waterford nach Dungarvan war einst 46 km lang und war die erste Bahnlinie Irlands mit luxuriösen Speisewagen. Sie spielte auch eine Rolle im Postverkehr nach Amerika via Cobh. Die Strecke wurde aufgegeben, aber heute gibt es zwei Projekte, die sie wiederbeleben: den Waterford Greenway (Rad- und Wanderweg) und die Waterford & Suir Valley Railway – eine Schmalspurbahn, die von April bis September eine 12km (sonntags 14km) lange Fahrt anbietet. 

Die Fahrt dauert 40 Minuten und bietet traumhafte Blicke auf den Fluss Suir, Ackerland und den Greenway. Die speziell angefertigten Wagen sind teilweise offen für noch besseren Ausblick. Der Zug fährt von Kilmeadan nach Bilberry bei Waterford. Der 1967 geschlossene Bahnhof Kilmeadan wurde originalgetreu restauriert – samt Schild von 1878, Souvenirshop und einem Café mit passendem Namen: The Whistlestop. Mehr Infos: www.wsvrailway.ie