Kayaktour im Bergwerk Petzen
Vorerst gibt es auch keinen Weg zurück. Wir befinden uns 700 Meter unter der Erdoberfläche in dem stillgelegten Bergwerk Petzen (Podzemlje Pece) in Mežica, in der slowenischen Gebirgsregion Koroška, ganz in der Nähe der Kärtner Grenze und von Bleiburg. Seit dem 17. Jahrhundert wurden hier Blei und Zinn abgebaut. In den 1990er Jahren wurde der Betrieb eingestellt und das 1.000 Kilometer umfassende Stollensystem auf zwölf Ebenen im unteren Bereich überflutet. Nun können Abenteuerlustige das finstere Labyrinth aus Tunnel und Höhlen, oder zumindest einen Teil davon - „Wir kennen auch nicht alle 1.000 Kilometer“, so Maj - mit einer Kajak-Tour durch das glasklare Wasser erkunden. Nicht ohne Guide natürlich, und nicht ohne Sicherheitsmaßnahmen.
MIT DEM GRUBENHUNT DURCH DEN STOLLEN
Wir treffen uns im Infozentrum des „Karawanken UNESCO Global Geoparks” mit Maj. Sein Urgroßvater war noch Kumpel in der Mine, erzählt er. Er selbst hat während des Studiums begonnen, im Bergwerk als Guide zu arbeiten. Mittlerweile ist es sein Beruf. Wir werden mit Helm und Stirnlampe versorgt und begeben uns in die Waggone des kleinen Zugs, dem Grubenhunt. Maj warnt: „Es wird jetzt laut und rumpelig!“


Nicht zu viel versprochen. Und auch finster ist es, zumindest das Licht der Stirnlampen leuchtet in die erwartungsvollen Gesichter. Über 3,5 Kilometer bei ca. 12km/h geht es durch den Glančnik-Stollen. An der Station Union nehmen wir 500 steile Stufen hinunter - bis 95 Meter unter den Wasserspiegel. Hier werden wir mit Neoprenhose und -stiefeln sowie Rettungsweste ausgestattet, bevor wir weitere 100 Stufen hinunter und dann direkt ins Wasser steigen. „Das Wasser hat Trinkqualität“, zum Beweis nimmt unser Guide eine Handvoll. Noch ein paar Meter und wir haben die Kayaks erreicht, die wir gegen die Wasserströmung durch einen Tunnel ziehen. Dann heißt es einsteigen – und paddeln. „Wohin sollen wir fahren?“, unsere Frage. „Ihr könnt jeden Weg nehmen, nur nicht aussteigen, es gibt hier sehr tiefe Stellen. Und nicht Richtung Wasserfall. Aber keine Angst, es kann euch nichts passieren.“
MYSTISCHES LABYRINTH



Wir paddeln los und genießen die mystische Stimmung. Nur wir drei. Irgendwo dürfte sich auch Maj, der sich scheinbar aus dem Staub – oder zumindest aus unserem Blickfeld – gemacht hat, befinden. Wir durchfahren das Labyrinth, nur von unseren Stirnlampen erleuchtet, gleiten durch die mal engeren, mal weiteren Stollen, in riesige Höhlen. Manche Wege enden plötzlich und wir kehren um, manchmal im Rückwärtsgang, versuchen den nächsten möglichen Weg. Wir hören das Rauschen eines Wasserfalls, sonst nichts, vermeiden, ihm zu nahe zu kommen. Es ist aufregend, mystisch, irgendwie auch unheimlich. „Und was ist, wenn wir ihn nicht mehr finden?“
Nach einer Stunde Paddeln, Ausprobieren, Lauschen, Staunen… treffen wir Maj plötzlich. Seelenruhig sitzt er in seinem Kayak an unserer Ausgangsposition und wartet offenbar auf uns. Wie das zugegangen ist, bleibt uns unerklärlich.
ALTERNATIVE: PER FAHRRAD

Nach der Kayaktour kehren wir zu den Stufen zurück, die mit den schweren Stiefeln bergauf fast unüberwindbar erscheinen. Aber auch das gelingt. Ohne Neoprenanzug machen wir uns auf den Weg durch einen langen Tunnel, in dem die Bergleute über Jahrhunderte abgebautes Material bearbeitet und transportiert haben. Maj erzählt, dass hier 19 Mio. Tonnen Erz abgebaut wurden, spricht über Arbeitsbedingungen ohne Tageslicht. Wir hingegen werden noch in einem Aufenthaltsraum in den Gängen mit einer gschmackigen Knappenjause belohnt, bevor wir mit dem Zug wieder ans Tageslicht zurückkehren.
Obwohl es im Berg nur konstante 10 Grad hat, ist uns warm genug geworden. Die Wechselkleidung wurde nicht benötigt. Besichtigungen sind übrigens auch mit dem Fahrrad möglich. Mit Guide sind etwa 5 Kilometer der unterirdischen Wege (ohne Wasser) zu bewerkstelligen. Wirklich erfahrene Mountainbiker können sich auch auf den adrenalinreichen „Black Hole Trail“ begeben.
Informationen
Die gesamte Tour dauert ca. 4 Stunden, Gruppen bis zu 10 Personen; Altersgrenze 10 Jahre bzw. Mindestgröße 140 cm.
Preis: 55 EUR pro Person, www.podzemljepece.com
Der Besuch erfolgte auf Einladung von Slowenien Tourismus, www.slovenia.info/de