Algarve: Meer verstehen und erleben

Das Meer ist hier das bestimmende Element: Ganze 200 Kilometer erstreckt sich die Algarve entlang der Südküste Portugals, ab der Grenze zu Spanien bis an die Costa Vicentina an der Westküste. Gezeiten und Witterung prägten die verschiedensten Formationen der Küste.

Pittoresk zerklüftete Klippen in der westlichen Hälfte, wo der Atlantik mit kräftigen Wellen an Land trifft, während ostwärts die sogenannte Sand-Algarve mit sanften, weiten Stränden aufwartet. Hier lebt man mit und sehr oft auch vom Meer. Interessante Kontakte mit den freundlichen Bewohnern geben Einblick in ihre maritime Verbundenheit und Lebensweise.

SPEKTAKULÄRES ENDE DER WELT 

„Europe starts here!“ prangt das Schild am Eingangstor zur Festung von Sagres. Die monumentale Anlage beeindruckt vor allem durch die spektakuläre Lage auf einem langgestreckten Felsen, umpeitscht von wilden Wellen. Sagres liegt im äußersten Westen der Algarve, hier befindet sich Europas Südwestspitze - „wo das Land endet und das Meer beginnt“. „Früher glaubte man, hier sei das Ende der Welt“, sagt Filipe als kundiger Begleiter und erklärt weiter: „Für die Portugiesen hat die Festung von Sagres wichtige historische Bedeutung; hier war die Basis für die Entdeckungsreisen unter Heinrich dem Seefahrer.“ 

Die ursprüngliche Festung stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde später mit mächtigen Wehrtürmen ausgebaut. Interessantes Detail im Inneren ist die mysteriöse steinerne Windrose Rosa dos Ventos, deren enorme Ausmaße erst der Panoramablick offenbart. Schon seit 1910 steht die gesamte Festungsanlage unter Denkmal- und Naturschutz. Unweit davon erstreckt sich die schroffe Felszunge von Cabo de São Vicente mit dem markanten Leuchtturm. Ein beliebter Spot, um spektakuläre Szenarien zu erleben, wenn die Abendsonne im Atlantik verglüht. 

KULTIGE SARDINE 

Feinste, handverarbeitete Sardinen — Foto: Martha Steszl
Feinste, handverarbeitete Sardinen — Foto: Martha Steszl

Sardinen sind nicht nur fixer Bestandteil der portugiesischen Küche, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 

Das Land ist einer der größten Verbraucher und Erzeuger von Sardinen weltweit. Hier findet ein regelrechter Kult um die Sardine statt. Attraktiv verpackte Fischspezialitäten werden in eigenen Sardinen-Boutiquen angeboten, das ist kein Dosen-Fastfood, sondern pure Delikatesse. 

Ich hab's probiert: In der Conserveira do Arade, einem relativ jungen Start-Up für handverarbeitete Fischkonserven in Estombar. „Wir haben uns auf die traditionelle Methode besonnen, bei uns wird alles per Hand gemacht – so wie das früher in Familienbetrieben war“, sagt Manuel Mendes, der mit einer Handvoll Mitarbeiter die Idee erfolgreich umsetzt. Gegen Voranmeldung dürfen wir den Betrieb besichtigen und sehen, dass wirklich jedes Detail manuell gemacht wird, vom Handverlesen der Oliven, Entgräten der Sardinen, Einlegen in die sterilen Dosen, nur der Verschluss wird per Automat gepresst. Beim Verpacken in buntem Papier dürfen wir mithelfen und werden zuletzt mit delikaten Kostproben belohnt – die herrlichsten Sardinen, die ich je genossen habe! 

KÜHNE KLIPPEN - SANFTE BUCHTEN 

Die Algarve - speziell im westlichen Teil - ist berühmt für ihre wild zerklüftete Klippen-Küste, unterbrochen durch kleine Buchten, die oft nur per Boot zu erreichen sind. Carvoeiro ist einer der Orte mit besonders pittoresken Formationen. Tolle Motive zeigen sich entlang des ausgebauten Carvoeiro Boardwalk. Empfehlenswert ist eine Bootstour, da wirken die Klippen noch spektakulärer und offenbaren zudem magische Grotten. 

Wasserhunde-Züchter Rodrigo Pinto — Foto: Martha Steszl
Wasserhunde-Züchter Rodrigo Pinto — Foto: Martha Steszl

Ein Kontrast dazu ist die geschützte Bucht von Lagos, mit einigen der schönsten Sandstrände der Algarve. Die Stadt selbst hat eine lange Geschichte und war schon in frühester Zeit ein wichtiger Hafen. Hier erinnert alles an Heinrich den Seefahrer. Reste der Festung und römischer Stadtmauern umgeben die hübsche Altstadt; die Architektur zeugt von der früheren Herrschaft der Mauren, als Kontrast dazu kunstvolles, portugiesisches Barock. 

Am Strand treffen wir dann auf Rodrigo Pinto, der uns mit seinen lebhaften Wasserhunden (Cão de Água Português) bekannt macht. Kaum losgelassen, stürzen sie sich freudig jaulend in die Fluten und schwimmen um die Wette. „Die lieben das Meer!“ lacht der Hundezüchter und erklärt deren Besonderheit: „Diese Rasse ist Top als Therapiehund, antiallergisch und kann sogar Diabetes riechen.“ 

IM WILDEN WESTEN 

Die Costa Vicentina im äußersten Westen, von Sagres bis Aljezur, ist eher rau und gilt noch als Geheimtipp an der Algarve. Hier trifft der offene Atlantik auf die Küste, Wind und Wellen formen die Landschaft. Große Teile des Gebietes sind als Naturparks besonders geschützt, Tourismus auf die sanfte Art. Die Tour mit dem Meeresbiologen Nuno Barros öffnet Auge und Sinne für Naturerlebnisse. Ziel seiner Organisation „Ocean Tribe“ ist der bewusste Umgang mit Natur und Meer. „Der Ozean liefert etwa die Hälfte des weltweiten Sauerstoffs und trägt zur Regulierung des Klimas und des Wetters bei, aber das System ist auch empfindlich und schützenswert“, erklärt der Biologe. 

 

Meeresbiologe Nuno Barros — Foto: Martha Steszl
Meeresbiologe Nuno Barros — Foto: Martha Steszl

Wir folgen kurz der Rota Vicentina, Teil des insgesamt 350 Kilometer langen Fernwanderweges, durch abwechslungsreiche Landschaft und entlang der zerklüfteten Küste. Wellen-umspülte Sandstrände dazwischen öffnen sich als Paradies für Surfer. 

Praia do Amado ist einer der beliebtesten Spots: „Sommer ist Hauptsaison, aber echte Könner kommen im Winter, dann gibt es wilde Wellen – eine Herausforderung!“ meint Nuno. Die Tour endet an seinem Lieblingsstrand Monte Clerigo, wo die untergehende Sonne das Meer in goldene Farben taucht. 

DIE SANFTE SEITE 

Ganz andere Seiten zeigt die Algarve rund um Faro und Olhão. Hier beginnt der Sotavento, die sogenannte Sand-Algarve bis zur spanischen Grenze im Osten. Es sind nicht nur die weiten Sandstrände, die diese Region auszeichnen, sondern die Ria Formosa, ein Labyrinth von Inseln, Sumpfgebieten und Kanälen, die sich hier rund 60km entlang ausbreiten und gleichsam als Barriere fungieren. Die hübsche Küstenstadt Olhão bezaubert mit ihrem Kern in maghrebinischer Bauweise. Großflächige Murales unterstreichen die vormalige Bedeutung der Sardinen- Industrie. Heute gilt die „weiße Stadt“ als Insider-Tipp für sanften Tourismus. 

Die größte Attraktion ist das vorgelagerte Naturschutzgebiet, direkt gegenüber liegt die Insel Culatra. Nach kurzer Bootsfahrt treffen wir auf Silvia Padinha, ehrenhalber Präsidentin von Culatra: „Wir haben hier eine eigene Community, eine eigene Verwaltung, wir kümmern uns um alles selbst, Unterkünfte gibt es nicht“, erklärt die resolute Lady. Hier zu leben ist inzwischen ein Privileg, das gilt nur für Familie und Verwandte, keine Zuwanderer. Für gutes Einkommen sorgt die Austern-Zucht: An die 200 Tonnen pro Jahr werden produziert. Die Verkostung vor Ort überzeugt: frischer geht’s nicht! 

KULTURMIX & KREATIVE KULINARIK 

Als Küstenland hat die Algarve viele Eroberer erlebt. Deren Spuren sind bis heute sichtbar, die Folge ist ein interessanter Kulturmix. Olhão und Faro sind typische Beispiele dafür. Eine große Rolle spielt aber auch die Kulinarik, Portugal ist ein Paradies für Feinschmecker.

 Ganze zehn Michelin-Sterne-ausgezeichnete Restaurants gibt es alleine an der Algarve, wie unser Begleiter Filipe stolz anmerkt. Ein Top-Tipp ist etwa das Restaurant Marina com Noélia am schicken Yachthafen von Olhão. Hier zelebriert Küchenchefin Noélia Jerónimo authentische Kochkünste mit fangfrischen, lokalen Produkten, ein Hochgenuss für Gaumen und Auge! 

Eine Entdeckung wert ist auch Faro, die Hauptstadt der Algarve und Zielflughafen der Region. Ein Bummel durch die historische Altstadt offenbart die lange und wechselhafte Geschichte, sichtbar sind Relikte aus maurischer Herrschaft: Der prächtige Arco da Vila, Haupteingang zum historischen Zentrum, vereint einen maurischen Torbogen mit einer Front in Neoklassik, heute Nationaldenkmal. Wo die Kathedrale Sé de Faro steht, befand sich früher ein römischer Tempel, später dann eine Moschee. Der Aufstieg zum Glockenturm ist etwas mühsam, doch als Belohnung gibt es einen prachtvollen Panoramablick über die Stadt und bis über die Lagune. 

KOMPAKT

KLIMA
Die Algarve bezeichnet sich als das „Sonnigste Reiseziel Europas“ - dank der Atlantik-Brise herrschen gemäßigte Sommertemperaturen und milde Winter, eine vorzügliche Ganzjahresdestination

ANREISE
Flüge ab Wien mit TAP Air Portugal via Lissabon; Wien - Faro nonstop mit Ryanair; München - Faro nonstop mit Lufthansa und Condor

SCHÖN WOHNEN
Martinhal Sagres Beach & Family Resort: großzügige Ferienanlage, Hotel und individuelle Villen, besonders familienfreundlich 
Real Marina Hotel & Spa: elegantes 5-Sterne Hotel, Bestlage am Yachthafen von Olhão mit Blick auf das Naturschutzgebiet Ria Formosa

GUT ESSEN
Marina com Noélia: schickes Restaurant neben dem Hotel Real Marina, Küchenchefin Noélia serviert kreative Kompositionen mit Fokus auf Meeresfrüchten und lokalen Produkten 

Don Sebastião: die Top-Adresse in Lagos für authentische Küche und Fischspezialitäten, vielfach ausgezeichnetes Restaurant, beeindruckender Weinkeller 

ANGEBOTE
„Einzigartige Natur und Kulturlandschaften von Porto bis zur Algarve“ - 8 Tage Portugal Rundreise mit Flug ab Wien, Abreise 27.09. & 25.10. 2025, Pauschalpreis ab 2.190 EUR, gesehen bei Kneissl Touristik

Apartamentos Buganvilia; Meerblick, nur Übernachtung: z.B. 13.-20.10. 2025, 762 EUR für 2 Pers.; Flug: Wien – Faro – Wien: ca. 1.048 EUR für 2 Pers. (tagesaktuelle Preise), gesehen bei Olimar

INFO
Visit Algarve: www.visitalgarve.pt/de

Martha Steszl, im Arbeitseinsatz — Foto: Martha Steszl

Die Autorin

Martha Steszl liebt es, in der kühlen Jahreszeit im Süden etwas Wärme zu tanken. Ein Abstecher in den Süden Portugals ist daher genau das Richtige für sie. Die Reise erfolgte auf Einladung von Visit Algarve.