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Österreichurlaub / Kärnten: Das Gegenteil von „Fast“

Das Lesachtal in Oberkärnten ist nicht nur ein landschaftliches Juwel, sondern vor allem gesegnet, was Kulinarik und Genuss betrifft. Zu Recht wurde es gemeinsam mit dem Gailtal zur ersten Slow Food Travel Region ausgerufen.

Am Ende der Welt ist es schön. Zugegeben, die Anreise ist nicht ganz einfach. Umso lohnender ist das Ziel, denn je weiter sich die Straße neben der Gail ins Lesachtal schlängelt, umso mehr verblasst alles, was sich Alltag nennt. Stattdessen erscheinen grüne Weiden und blühende Wiesen, gepflegte Dörfer, von Wanderwegen durchzogene Wälder und verstreute Bauernhöfe mit Blumenkästen und Holzzäunen.

In dieser idealen Urlaubslandschaft sind die Kärntner Slow Food-Pioniere zuhause, die sich bei der Herstellung ihrer traditionellen Produkte gerne über die Schulter schauen lassen. Gleichzeitig sind sie der Garant dafür, dass die Lebensmittel nach dem Slow Food-Motto „gut, sauber und fair“ hergestellt werden.

Ein anregendes Urlaubsprogramm lässt sich aus einem Potpourri von 25 Erlebnisbausteinen basteln, die vom Brotbacken und Käsemachen über Besuche bei Imkern und in der Brauerei bis zu Fisch- und Kräuterkochkursen oder Wanderungen im Tal der 100 Mühlen reichen, die heute wieder klappern.

Die Slow Food-Philosophie zu leben, fällt den meisten Lesachtalern leicht, denn sie haben die Wurzeln des guten Geschmacks niemals verlassen - und darauf sind sie stolz.

Rundum gesund

Wenn Sie am Peintnerhof in Niedergail Urlaub machen, logieren Sie in einem uralten Bauernhaus inmitten einer Landschaft zum Verlieben. Hofherrin Andrea Unterguggenberger züchtet Urforellen und Brillenschafe und beschäftigt sich intensiv mit gesunder Ernährung, wie sie im Slow Food-Buche steht. Gebacken und geselcht wird am Hof, das Gemüse wächst im eigenen Garten, die Wildkräuter auf den Almen und Wiesen rundum.

Gemeinsam mit dem Präventivarzt und Buchautor Dr. Georg Lexer teilt die engagierte Bäuerin und Bergwanderführerin ihr Wissen über die Schätze der „heilsamen“ Landschaft mit ihren Gästen. Viel Aufmerksamkeit widmet das Duo dabei dem Schlafmohn, der in der naturbelassenen Umgebung genau jene Wirkstoffe entwickelt, die stressgeplagten Menschen Ruhe und Entspannung bieten können. Ab und an werden am Hof Seminare und Auszeit-Wochen angeboten, bei denen ein gesundheitsfördernder Lebensstil zur Prophylaxe gegen Zivilisationserkrankungen wie z.B. Burn-out im Fokus steht.

Teil des Programms sind geführte Wanderungen ebenso wie gemeinsame Stunden in der Küche, wo die naturnah erzeugten Lebensmittel mit einfachen Rezepten zu gesunden Speisen veredelt werden. Ansonsten sind die Gäste einfach dabei, wenn es darum geht, auf der Alm die Schafe zu scheren, den nagellosen Zaun zu flicken oder Heu zu machen. Bewusstes Wahrnehmen und dadurch Entschleunigung zu finden, stehen dabei an oberster Stelle.

Mühlen, Morenden und Musik

„Geamo morenden“ sagt der Wanderniki auf Lesachtalerisch, wenn er mit Gästen zur Jause einkehrt, z.B. auf der malerischen Steineckenalm, einer mit sichtbar viel Liebe bewirtschafteten Hütte. Der Wanderniki sind eigentlich zwei, nämlich Vater und Sohn Nikolaus Lanner. Beide kennen die Region wie ihre Westentasche und führen ihre Gäste am Brot- & Morendenweg, zum Bienenlehrpfad oder auf einem der anderen wunderschönen Wanderwege durch ihre Heimat. Die „Morende“ entpuppt sich als schmackhafte Brettljause mit frischem Sauerteigbrot, Heumilchkäse und -Butter, Schnittlauch, Wurst und Speck, natürlich aus eigener – oder zumindest lokaler – Produktion. Beide Nikis haben ihr Flügelhorn mitgebracht und liefern virtuos den Soundtrack zur atemberaubenden Aussicht.

Die Wanderung endet wenig später in ihrem Alpenhotel Wanderniki. Alles, was in dem kleinen Familienhotel auf den Tisch kommt, hat Bezug zu lokalen Produzenten – Ehrensache für Vater Niki, denn er war es schließlich, der den Slow Food Gedanken erstmals ins Tal gebracht hat. Die liebevoll gekrendelten Schlipfkrapfen – eine Spezialität – serviert er selbst. Mindestens zwei Mal die Woche bäckt Oma Rosa das Brot für ihre Familie und die Gäste. Der Duft zieht sich durchs ganze Haus. Die wichtigste Zutat? Zeit natürlich.

Almruhe und Heilwasser

Von Sankt Lorenzen zweigt die Route Richtung Norden ab und begleitet den Radegunder Bach. Nach gefühlten 30 Kurven auf drei Kilometern fällt der Blick eher überraschend auf das Almwellness-Resort Tuffbad, dessen Infinity-Pool seit neuestem über dem Tal schwebt und dennoch keine Narbe in die Landschaft reißt. Gefüllt ist er übrigens mit Mineralwasser aus der hauseigenen Heilquelle. Die Viersterne-Anlage, die auf mehr als 1.200m Höhe liegt, besteht aus einem Hauptgebäude und mehreren Bauernhäusern und Châlets, in denen es sich hervorragend wohnen lässt. Sehr persönlich um die Gäste kümmert sich die Familie Oberluggauer gemeinsam mit einem Team, dem anzusehen ist, dass es gerne hier arbeitet.

Dass Bodenständigkeit und Tradition eine große Rolle spielen, lässt sich schnell erspüren. Unaufgeregt klappt alles wie am Schnürchen, sei es im Restaurant oder am Buffet, das mit hochwertigen Bioprodukten von Produzenten aus dem Tal bestückt ist, oder im großzügigen Wellness-Bereich mit Aussicht auf Berggipfel und Almwiesen. Jeden Freitag können interessierte Gäste in der Hotelbackstube mit der Bio-Bäuerin Theresia Lugger das berühmte Lesachtaler Brot backen, das seit 2010 zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Wurde gerade gebacken ehe die Abreise ansteht, gibt Hausherrin Eva Maria Oberluggauer den Gästen noch einen Laib mit, der zu Hause noch eine Woche lang herrlich saftig schmeckt. Spätestens dann ist klar was Slow Food heißt.

KOMPAKT

Slow Food Travel ist ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft Slow Food Travel Alpe Adria Kärnten, das in Zusammenarbeit mit Slow Food International 2015 erstmals in Kärnten entwickelt und im Lesachtal- und Gailtal umgesetzt wurde. Es verfolgt das Ziel der Entwicklung von innovativen und kreativen Reiseangeboten unter Berücksichtigung der lokalen und regionalen Ressourcen von Lebensmitteln. Seit 2018 zählen auch das Gitschtal und der Weissensee dazu. Details und ein Katalog von 25 Erlebnisbausteinen finden sich unter www.slowfood-kaernten.at

Slow Food International wurde 1986 vom Italiener Carlo Petrini als Protest gegen in Massen produzierte, uniforme und globalisierte Lebensmittel gegründet. Heute besteht die Slow Food-Bewegung aus weltweit 100.000 Mitgliedern, 1.500 Gruppen (Convivien) und 570 ausgezeichneten Produkten (Presidi) in 160 Ländern. www.slowfood.com

Susanna Hagen war auf Einladung von Kärnten Werbung (www.kaernten.at) im Lesachtal (www.lesachtal.com) unterwegs.

Dieser Artikel wurde verfasst von:

Freie Journalistin

Susanna lebt den Tourismus und war über lange Jahre Mitglied im fixen Redaktionsteam. Nun betreibt sie das Medien-Netzwerk respontour mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und Verantwortung im Tourismus. Wenn es u. a. um die Destinationen Afrika und Indischer Ozean geht, ist sie immer wieder für reisetipps unterwegs.

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