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Oklahoma / Kansas: Das Vermächtnis der Cherokee

Witzig: Wenn man erzählt, dass es demnächst nach Kansas und Oklahoma geht, lautet die erste erstaunte Frage des Gegenübers meist: „Was macht man denn DORT?!“ Logisch, träumt man hierzulande wohl eher von einer Reise nach New York, Miami oder Las Vegas. Doch was, wenn man all das schon kennt? Was, wenn man das ursprüngliche Amerika erkunden möchte?

So weit vom Schuss, wie man sich Oklahoma vielleicht vorstellen mag, ist es nicht. Dank der zahlreichen Direktverbindungen ab Wien nach Nordamerika, erreicht man Oklahoma City mit nur einem Zwischenstopp. Die Hauptstadt des Bundesstaates, Oklahoma City, erinnert mit ihren zahlreichen Backsteinhäusern und lässigen Lokalen ein wenig an London. So auch das Wetter. An unserem ersten Tag regnet es in Strömen. Ein markanter Unterschied zu London ist jedoch der Bezug zur Cowboy- und Westernkultur, die sowohl in Oklahoma als auch in Kansas ganz klar im Fokus steht, wie ich bald lernen sollte.

Wer Oklahoma City als Ausgangspunkt für einen Roadtrip nutzt, sollte sich ein paar Adressen keinesfalls entgehen lassen. Zum Beispiel den Bricktown Kanal. Bei Schönwetter kann man hier den Abend mit kühlen Drinks und einem unvergleichlichen Flair ausklingen lassen. Oder man mietet gleich ein Wasser-Taxi und genießt das Ambiente am Fluss. Ein weiteres Highlight ist das 21C Museum Hotel – es sei denn, man ist kein Fan von lebensgroßen lila Pinguinen, die urplötzlich im Fahrstuhl, im Zimmer oder in der Lobby auftauchen und für skurrile Begegnungen sorgen. Die Kombination aus zeitgenössischem Kunstmuseum und Boutique-Hotel ist so hipp und faszinierend, dass ich mich gleich dreimal verlaufe, bevor ich in mein loftartiges Zimmer finde. Wer hier nächtigt, sollte den 16m hohen, perforierten Stahlbaum „Woozy Blossom“, der entlang der Main Street einen ununterbrochenen Nebel erzeugt, bestaunen, die aktuelle Ausstellung erkunden oder in einem der skulpturalen Räume des hoteleigenen Restaurants Mary Eddy's Kitchen speisen.

Menschen des Südwinds

Sowohl in Oklahoma, als auch in Kansas, dem zweiten Bundesstaat auf unserem Reiseplan, kommt man kaum um die Reste des „Wilden Westens“ herum. So nannte der indigene Stamm der Choctaw die Urbevölkerung „okla humma“, was so viel wie „rote Menschen“ bedeutet – und gab Oklahoma damit seinen heutigen Namen. Auch der Name des benachbarten Kansas geht auf das einst dort lebende Volk zurück, die Kanza oder Kaw, die „Menschen des Südwindes“. Es ist klar ersichtlich, dass die meisten Amerikaner heute stolz auf Kultur und Geschichte der „Natives“ sind und deren Andenken in Ehren halten.

Doch der Grund, warum insgesamt 87 Stämme in Oklahoma ein neues Zuhause gefunden hatten, ist eines der traurigen Kapitel der US-amerikanischen Geschichte: Im 18. Jahrhundert wurden die nordamerikanischen Ureinwohner aus dem fruchtbaren südöstlichen Waldland der USA vertrieben und mussten sich im eher kargen Territorium des heutigen Oklahomas ansiedeln. Davon betroffen waren auch die sogenannten „Fünf Zivilisierten Stämme“: Cherokee, Chicksaw, Choctaw, Muskogee (Creek) und Seminole. 1803 hatte US-Präsident Thomas Jefferson riesige Ländereien zwischen Mississippi und den Rocky Mountains zu einem Rückzugsort für die indigene Bevölkerung erklärt. Heute leben 39 „Native American Nations“ in Oklahoma. Thematisiert werden die dramatischen Umsiedlungen heute noch durch den „Trail of Tears“, einer Dauerausstellung des Cherokee-Heritage-Centers in Tahlequah, Oklahoma. Dieses beherbergt nicht nur zahlreiche historische Dokumente, Kunst- und Kulturgüter, sondern auch das „Ancient Village“, eine vollständige Nachbildung der Cherokee-Gemeinde, wie sie europäischen Entdeckern oder Siedlern begegnet wäre. Eine Führung durch das Dorf inkludiert Besichtigungen der Häuser und Demonstrationen von traditionellen Handwerken, Jagdtechniken sowie religiösen und kulturellen Praktiken.

Karitatives Chili-Kochen

Mehr Vielfalt als der Bundesstaat Kansas zu bieten hat, geht wahrscheinlich nicht. Die Palette reicht von ungewöhnlichen Museen über lebendige Städte, bis hin zu dem saftigen Grün der North American Prairie. Aber alles auf Anfang: Unser erster Stopp in Kansas ist Wichita, übrigens ebenfalls benannt nach einer Siedlung von Native Americans. Trotz der 390.000 Einwohner wirkt die Stadt eher wie eine kleine Gemeinde, die jeden Besucher sofort herzlich aufnimmt.

Besonders ersichtlich wird das beim Wichita Wagonmasters Downtown Chili Cook-off, das zufällig am Tag unserer Ankunft stattfindet. Etwa 80 Charity-Teams locken mit ihren eigenen Chili-Kreationen, deren Duft sich über den gesamten Platz legt. Besucher können kosten, was das Zeug hält, und anschließend für ihr Lieblingsteam voten. Um nach dem heißen und scharfen Gericht wieder ein wenig abzukühlen, empfiehlt sich ein Besuch des Strataca Underground Salt Museums. Dieses befindet sich in einer der weltweit größten Steinsalzlagerstätten und bietet die Möglichkeit, 650 Fuß unter die Erdoberfläche „abzutauchen“.

Wer nicht abtauchen, sondern lieber in den alten Westen eintauchen will, findet in Old Cow Town, Wichita, ein Open Air-Museum, in dem man sämtliche Räumlichkeiten einer nachgebauten Western-City begehen und Schauspielern bei actionreichen Schießereien über die Schulter schauen kann.

Wer seine Heimreise nicht antreten möchte, ohne eines der berühmtberüchtigten Bisons gesehen zu haben, sollte einen Abstecher in die Tallgrass Prairie machen. Während Ranger-Touren oder Spaziergängen auf eigene Faust kann man hier nicht nur die landschaftlichen Besonderheiten kennenlernen, sondern auch vereinzelte Bison-Herden beim Grasen beobachten.

Voll von Herzen im „Heartland“

Zum Schluss noch eine kleine Überlegung: Die beiden Bundesstaaten Kansas und Oklahoma werden stets als „Heartland“ von Amerika bezeichnet. Aber warum ist das eigentlich so? Die Antwort darauf gab mir Sandy von Visit OKC: „Nun, nachdem ich erst letzte Woche gehört habe, dass unsere Staaten Bauchnabel der USA genannt wurden, freut mich dieser Vergleich besonders“, schmunzelt sie. „Nein, jetzt mal im Ernst, das hat ursprünglich mit der Lage der beiden Bundesstaaten zu tun, doch in meinen Augen steckt viel mehr dahinter. Wenn unsere Einwohner irgendwo jemanden sehen, der etwas verloren aussieht, bieten sie sofort ihre Hilfe an. Das ist einfach etwas, das wir tun – aus uns hinaus und auf andere zugehen. Herzlich sein.“

Kompakt

Mietwagen: Eine Hertz-Station befindet sich in fünfminütiger Entfernung vom Will Rogers World Airport und ist mit einem Bus-Shuttle gut erreichbar. Für Hertz Gold Plus Rewards-Mitglieder sind Abholung und Rückgabe ein Kinderspiel. Dazu gibt es weitere Kundenvorteile. Die Anmeldung ist kostenlos unter: https://www.hertz.at/rentacar/member/enrollment/ gold/step

Höhepunkte

Anreise

Am besten mit Austrian Airlines und einem Codeshare-Partner, zum Beispiel ab Wien über Washington (IAD), Los Angeles (LAX), oder Chicago (ORD) nach Oklahoma City

Die Reise erfolgte auf Einladung von Visit USA Austria, Hertz und Kansas/Oklahoma T&T. Erschienen in reisetipps, Download hier:  https://www.reisetipps.cc/aktuelle-ausgabe/2134/reisetipps-nr-21-herbst-winter-2018-19/

Dieser Artikel wurde verfasst von:

Redakteurin / Senior Editor

Michaela Trpin studiert seit 2013 Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und hat ihre Leidenschaft fürs Schreiben und Reisen, als Teil der Redaktion, zum Beruf gemacht.

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