Vergängliches Wunder der Natur: Lake Eyre

Ein seltenes Naturphänomen erweckt den größten Salzsee des Kontinents, den Lake Eyre, derzeit in Südaustralien zum Leben. Rundflüge bieten einmalige Ausblicke.

Mitten im südaustralischen Outback liegt eine der eindrucksvollsten Naturerscheinungen des Kontinents: der Kati Thanda-Lake Eyre als der größte Binnensee Australiens und einer der größten Salzseen der Welt. In den meisten Jahren ist das riesige Becken, das etwa so groß ist wie Kärnten, trocken und erscheint als eine weiß schimmernde Fläche aus Salz, umgeben von endloser Weite. Seit einigen Wochen jedoch zeigt sich der See von seiner spektakulärsten Seite: Nach ergiebigen Regenfällen im Norden und Westen Australiens hat sich der See in den vergangenen Wochen mit Wasser gefüllt – ein seltenes Schauspiel, das Landschaft, Tierwelt und Himmel in eine völlig neue Dimension hebt und erleben lässt.

Blick aus der Luft und zu Land

Am besten lässt sich dieses Schauspiel aus der Luft erfassen: Rundflüge ab den Outback-Orten William Creek, Marree oder Coober Pedy eröffnen spektakuläre Perspektiven auf die geometrischen Muster, salzhaltigen Farben und Wasseradern, die sich auf der Oberfläche abzeichnen. Die einzigartigen Luftaufnahmen erinnern an abstrakte Gemälde oder Satellitenbilder. Auch auf dem Landweg ist der See erreichbar – über Outback-Routen wie den Oodnadatta Track oder den Birdsville Track. Beide zählen zu den berühmtesten Pisten Australiens und führen durch abgelegene Landschaften, vorbei an verlassenen Telegraphenstationen, rostigen Wassertanks und einsamen Siedlungen.  

zwischen Extrem und Verwandlung

Eine Flutung des ausgetrockneten Sees tritt im Durchschnitt nur alle acht bis zehn Jahre auf und verwandelt das wüstenähnliche Fleckchen Land für wenige Wochen oder Monate in ein lebendiges Ökosystem. Wenn es zu diesem Naturphänomen kommt, ist der Kontrast extrem: Innerhalb weniger Tage entsteht inmitten der Wüste ein gigantisches Binnenmeer

Während der Großteil des australischen Kontinents von Dürreperioden geprägt ist, fließt das Regenwasser über ein riesiges Einzugsgebiet – das Lake Eyre Basin ist eines der größten internen Entwässerungssysteme der Welt – in das tiefste natürliche Becken Australiens: 15 Meter unter dem Meeresspiegel gelegen. Je nach Füllstand bedeckt das Wasser eine Fläche von bis zu 9.500km2. Diese Wandlung ist nicht nur landschaftlich, sondern auch wissenschaftlich von großer Bedeutung – HydrologInnen, ÖkologInnen, GeologInnen, aber auch VogelbeobachterInnen und FotografInnenen aus aller Welt verfolgen das Naturphänomen in dieser Zeit mit besonderem Interesse.

spektakuläres Naturschauspiel

Mit dem Wasser kehrt auch das Leben zurück: Tausende Wasservögel, rund 60 Arten – darunter Pelikane, Möwen, Schwäne und Ibisse – strömen aus allen Teilen des Kontinents zu den temporären Brutplätzen am See. Einige Vogelarten legen dabei Tausende Kilometer zurück, um diesen plötzlich fruchtbaren Ort zu erreichen. Gleichzeitig beginnt eine visuelle Verwandlung: Gelöste Mineralien färben das Wasser in Töne von Rosa, Violett, Orange oder Türkis – je nach Sonneneinstrahlung, Salzgehalt und Sedimentanteil. In der Luft liegt ein feiner Glanz von Kristallen, die das Licht brechen und das gesamte Seebecken in ein unwirkliches Farbenspiel tauchen. Der Himmel spiegelt sich auf der glatten Oberfläche – eine Szene wie aus einem Science-Fiction-Film.  

Tiefe Bedeutung

Für die Arabana People, die traditionellen Eigentümer der Region, ist der See ein heiliger Ort – fest verankert in den Geschichten der Traumzeit, dem spirituellen Schöpfungsverständnis der Aboriginal People. Viele markante Landschaftsformen rund um den See sind mit bestimmten mythischen Wesen und deren Wanderrouten verbunden. Die offizielle Doppelbenennung „Kati Thanda-Lake Eyre“ würdigt seit 2012 diese enge kulturelle Verbindung und spiegelt die zunehmende Anerkennung indigener Rechte in Australien wider. Wer die Region besucht, hat an mehreren Orten die Möglichkeit, Touren mit einheimischen Guides zu buchen. Diese berichten über die Bedeutung der Region aus Sicht der Aboriginal-Kultur. Auch Umweltorganisationen und kulturelle Stiftungen arbeiten mit der Arabana-Community zusammen, um das fragile Ökosystem zu schützen und das Wissen der Vorfahren weiterzugeben.

Weitere Informationen unter www.southaustralia.com