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Kenia: Ganz private Reservate

Längst nicht so bekannt wie die Masai Mara, Samburu oder der Amboseli Nationalpark, gelten die privaten Wildreservate Ol Pejeta und Solio im zentralen kenianischen Hochland selbst bei Kenia-Kennern als Geheimtipps. Sie verfügen nicht nur über eine besonders hohe Dichte an Wildtieren, sondern zählen auch zu den bedeutendsten Nashorn-Schutzgebieten Afrikas. Von Susanna Hagen

Wir bewegen uns auf einer Scheibe, die bis zum Horizont reicht. Der Himmel – ein wässrigblauer Hintergrund für einzelne Wolkenschwaden, die der Wind vor sich hertreibt. Hinter dem Safari-Jeep ragt der Mount Kenya aus einem Wolkenkranz hervor. Den Äquator haben wir eben erst passiert. Dort, wo die Sandpiste den Rand der Scheibe trifft, taucht plötzlich ein Elefant auf, kurz darauf folgt ein Nashorn. Zwei der „Big Five“, die es in Ol Pejeta zu entdecken gibt, wären somit abgehakt. Da wir aber glücklicherweise keine Großwildjäger sind, für die Löwe, Nashorn, Elefant, Leopard und Büffel die Pflicht in der Trophäen-Sammlung bezeichnen, lassen wir lieber die Schönheit der Landschaft auf uns wirken und freuen uns tierisch über jede Entdeckung, von der Zebraherde bis zum Sekretärvogel mit seinen schwarzen Ärmelschonern.

Ol Pejeta: Safari mit Sinn

Das bis auf einen Wildtier-Korridor eingezäunte, 364km² große Ol Pejeta Conservancy liegt im Bezirk Laikipia, rund dreieinhalb Autostunden nördlich von Nairobi, zwischen den Aberdare Mountains und dem Mount Kenya. Neben unglaublichen 114 der seltenen Spitzmaulnashörner und 30 Südlichen Breitmaulnashörnern leben auf Ol Pejeta auch die letzten drei Exemplare der Gattung „Nördliches Breitmaulnashorn“. Das nicht auf Gewinn ausgerichtete Reservat beschäftigt mehr als 650 Menschen im Wildtier- und Naturschutz, zur Abwehr von Wilderern sowie in der Entwicklung von Gemeindeprojekten.

Nach strengen internationalen Standards geführt, unterstützt es das Kenya Wildlife Service mit wertvollen Forschungsergebnissen für den Artenschutz und die Erhaltung der sensiblen Ökosysteme. Ein Teil der Erträge aus dem Safari-Tourismus fließt in Infrastruktur und Bildungsmaßnahmen für die umliegenden Dorfgemeinschaften. Erfolgreich umgesetzt wurden bisher etwa mobile Ärzteteams, zahlreiche Stipendien, IT-Ausbildungskurse sowie Programme für Viehzüchter.

Sudan, der Letzte

Sudan hat es gut getroffen. Statt wie früher in einem kalten Zoo in der Tschechischen Republik zu darben, lebt er nun in einem großzügigen Gehege mit Blick auf den Mount Kenya, noch dazu mit zwei weiblichen Exemplaren seiner Art (Anm.: Sudan ist im März leider verstorben...). Die Chancen, dass sich die allerletzten Nördlichen Breitmaulnashörner der Welt auf natürliche Art vermehren, sind dennoch gering, denn 44 ist ein hohes Alter, zumindest für einen Nashornbullen. Bei einer maximalen Lebenserwartung von 50 Jahren, hat Sudan den Zenit der Reproduktionsfähigkeit längst hinter sich gelassen. Die einzige Hoffnung, die Art zu erhalten, liegt nun in der In-Vitro-Befruchtung. Zum Glück haben die Forscher im Ol Pejeta Conservancy Sudans Beitrag zu potentiellen Nachkommen rechtzeitig auf Eis gelegt. Falls sich der Nachwuchs einstellt, wird die Welt zweifellos davon erfahren. In der Zwischenzeit werden Sudan und sein kleiner Harem bewacht, um skrupellose Wilderer fernzuhalten, die wohl auch nicht vor dem letzten Nashorn Halt machen würden, nur um das abgesägte Horn an chinesische Apotheken oder arabische Dolchschmiede zu verhökern.

Jane Goodalls Schimpansen

Ein Quadratkilometer von Ol Pejeta ist ausschließlich für Schimpansen reserviert. Das Jane Goodall Schimpansen-Schutzzentrum beherbergt derzeit 35 Schimpansen aus ganz Afrika. Meist waren sie Opfer von Wilderern, sind als verwaiste Babys zurückgelassen worden oder wurden jahrelang als Haustiere misshandelt. Die meisten der geretteten Tiere sind so schwer traumatisiert, dass an eine Auswilderung nicht zu denken ist. In zwei riesige Gehege aufgeteilt, werden sie gesund gepflegt und lernen mit der Zeit, wieder ein artgerechtes Leben zu führen.

Bei den Touren durch das Zentrum lernen Besucher die Menschenaffen und ihre oft leidvollen Geschichten kennen und können sich mit Spenden an dem Projekt beteiligen.

Solio: Nashörner haufenweise

„Elf auf einen Schlag!“ – so viele Nashörner haben selbst die ältesten Safari-Experten in unserer Reisegruppe noch nie auf einmal gesehen. Im Solio Game Reserve lässt sich von der akuten Bedrohung dieser vorzeitlich anmutenden Giganten nichts bemerken. Kein Wunder, denn das Reservat spielt eine wesentliche Rolle in der Zucht und Wiederansiedlung von Spitzmaulnashörnern.

Auf dem umzäunten, mehr als 70km² großen Areal leben heute 72 Spitzmaul- und 300 Südliche Breitmaulnashörner. Ihren Lebensraum teilen sie mit Löwen und Leoparden, Geparden, Büffeln, Zebras, Giraffen und anderen eleganten Steppenbewohnern. Der Fluss, der die Mitte des Reservats durchzieht, ist ein Paradies für Blauracken, Bienenschnäpper, Adlereulen und Felsenbussarde und noch mindestens 300 andere Vogelarten – und für Bird Watcher!

Rhino Watch Safari Lodge

Naturschutz und Nachhaltigkeit sind die Stichworte, um die sich das Leben von Frank Wirth rankt. Der in Deutschland geborene Wahl-Kenianer ist mit einer Kikuyu-Frau verheiratet und engagiert sich auch in seiner zweiten Wahlheimat, den Azoren, im Umweltschutz. Auf die Frage, wo er zu Hause sei, sagt er lapidar „in der Natur“. Sein Ziel ist es, verantwortungsvollen Tourismus anzubieten, der die Schönheit der Landschaft und der Tiere zeigt, ihren Lebensraum schützt und die lokale Bevölkerung einbindet.

Mit seiner Rhino Watch Safari Lodge gelingt ihm das hervorragend. In den Safari-Zelten, Châlets und Familienhäusern wohnt es sich bequem und bestens gelaunte Mitarbeiter verwöhnen die Gäste mit frisch zubereiteten Speisen. Die Zutaten liefern die fruchtbaren Gärten der Umgebung. Der Name des Familienunternehmens ist Programm: Mehr Nashörner kann man kaum an einem anderen Platz in Ostafrika sehen. Schließlich liegt die Lodge nur eine Stunde von Ol Pejeta und nur ein paar Minuten von Solio entfernt. Nicht weit ist es zum Aberdare Nationalpark, wo es durch Berglandschaften und dichten Regenwald geht. Aber das ist eine ganz andere Geschichte...

Informationen

Die Reise wurde unterstützt vom Kenya Tourism Board (www.magicalkenya.com) und dem kenianischen Reiseveranstalter African Quest Safaris Ltd. (www.africanquest.co.ke)

Susanna Hagen ist seit Jahren mit großer Hartnäckigkeit und noch größerer Leidenschaft weltweit Projekten auf der Spur, die an der Schnittstelle zwischen Tourismus, Natur und der lokalen Bevölkerung die Welt ein wenig zum Besseren verändern. Ihr Ziel ist es zu zeigen, wie Reisen noch viel mehr Spaß machen kann, wenn das Reiseziel, die Reiseform und die Unterkünfte mit Sorgfalt gewählt werden. (www.EinfachGuteReisen.com)

Dieser Artikel wurde verfasst von:

Freie Journalistin

Christiane Reitshammer war von 2003 bis 2012 Teil des Redaktionsteams. Nun ist sie als freie Journalistin gerne für „tip“ und „reisetipps“ unterwegs und sucht für reisetipps.cc die besten Tipps heraus.

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