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Seychellen: Vom Liebesspiel der Palmen

Puderweiße Sandstrände, Granitfelsen, saftig grüne Palmen, türkisblauer Ozean – der Garten Eden. Wer an die Seychellen denkt, mag wohl zu allererst das Bild von Luxusreisen und Flitterwochen vor Augen haben. Mir ging es ganz ähnlich – bis ich mich auf Mahé, Praslin und La Digue auf die Spuren der Seychellois begab und ihre wahren Schätze entdeckte. Von Michaela Trpin

Das Wichtigste vorweg: Die neunstündige Anreise nach Mahé vergeht dank Direktverbindung wie im Flug. Der erste positive Eindruck bei der Ankunft ist die wohlige Wärme von 30 Grad (speziell im November).

Ein Tag quer durch Mahé

Worauf man allerdings nicht wirklich eingestellt ist, sind die Regengüsse, die gegen Ende des Jahres gerne mal überraschen – manchmal fast täglich. Diese ändern zwar nichts an der Hitze, dennoch braucht es ein Ersatzprogramm zum „Strandtag“, falls es mal länger nass bleibt. Ausflugsmöglichkeiten abseits der touristischen Pfade präsentiert mir mein Guide Francis. Der erste Stopp führt uns in den Südosten, zum Pflanzen- und Gewürzgarten „Le Jardin du Roi“, der sich auf einer Fläche von 25 Hektar in den Hügeln von Les Canelles erstreckt: Gewürzplantagen, eine Schildkröten-Aufzucht, ein kleines historisches Museum und ein Garten-Restaurant. 125 Rupies (etwa 7 EUR) kostet der Eintritt in das Naturparadies, Kinder unter 12 Jahren zahlen die Hälfte.

Gleich am Eingang erhalten Besucher eine Karte, die als Wegweiser durch das Gebiet dient und Namen sowie Verwendungszwecke der Gewürze, medizinischen Pflanzen, Obstbäume und der heimischen Palmenarten aufschlüsselt. Micaeini Geoagis, Besitzerin in der 5. Generation, erwartet mich im kleinen Restaurant, wo mir prompt ein Obstcocktail aus allen selbst angebauten Früchten vor die Nase gesetzt wird – so muss der Himmel schmecken!

„Ich bin viel gereist, habe in den USA und in Großbritannien gelebt, doch bin ich immer wieder zurückgekehrt. Ich bin stolz auf das, was wir hier haben“, reflektiert die ebenso zarte wie willensstarke Frau sichtlich gerührt.

Nie hat sie in Werbung oder PR investiert – ihr Garten erhält sich allein durch Mundpropaganda. „Eine Tour dauert bis zu einer Stunde, doch viele Gäste verbringen den halben Tag hier. Sie erkunden den Garten auf eigene Faust, kehren auf einen Imbiss ein oder genießen einfach die Ruhe.“

Ruinen, die Geschichten erzählen

Einen der historisch und kulturell bedeutsamsten Plätze Mahés lerne ich im Südwesten kennen. Venn’s Town wird von der dichten Vegetation des Morne Seychellois Nationalparks umschlossen und verströmt eine Art Mystik, die sofort beim Betreten spürbar wird. Dies liegt zum einen an der tiefgründigen Geschichte, die schon seit vielen Jahren im Gedächtnis der Seychellois verankert ist und an die noch heute Ruinen erinnern: In den Jahren 1876 bis 1889 befand sich hier eine Schule, in der die Kinder befreiter Sklaven unterrichtet wurden. Zum anderen ist die von den Missionaren bewusst gewählte Lage selbst ein bemerkenswertes Naturerbe. Gelegen an der Spitze des Sans Souci, dem höchsten Berg Mahés, lässt sich hier eines der schönsten Panoramen der Küstengebiete bewundern.

Die Venn's Town Mission Ruins sind Teil der Port Glaud Community und wurden 1984 zum National Monument erklärt. Seit 2007 werden sie von der Seychelles Heritage Foundation verwaltet. Die Errichtung der Schule war der Beginn einer neuen Ära und ein Zeichen der Hoffnung in einer Zeit großer Ungerechtigkeit. Nicht zuletzt spielte die Befreiung afrikanischer Sklaven eine tragende Rolle bei der Entstehung der kreolischen Seychellois-Identität, die das Land bis heute prägt.

Praslin und die sagenumworbene Coco de Mer

Auf der Fähre treten wir die einstündige Überfahrt von Mahé nach Praslin an. Zu dieser Zeit des Jahres ist das Meer relativ ruhig, gerade im Hochsommer wird aufgrund des starken Wellengangs jedoch ein 15-minütiger Flug mit der Propellermaschine empfohlen, um Seekrankheit zu vermeiden.

Praslin ist die Heimat eines der beiden UNESCO-Weltnaturerben der Seychellen: Der Nationalpark Vallée de Mai ist der größte intakte Wald der endemischen Seychellenpalme Coco de Mer. Rund 5.000 der einzigartigen Palmen lassen sich bei einer Wanderung durch den Park bestaunen. Diese sind wirklich sehenswert – und stehen sogar im Guinness Buch der Rekorde. Zugegeben: Mit ihrer Form, die einem weiblichen Geschlechtsorgan ähnelt, sehen die größten Samen der Welt, die bis zu 50cm lang und 25kg schwer sein können, wirklich amüsant aus. Unsere Führerin Farida erklärt uns, dass Vögel und Wind die Pollen der Pflanzen übertragen. Einer Sage zufolge paaren sich in stürmischen Nächten die weiblichen und die männlichen Palmen (deren Blütenstand wiederum aussieht wie das männliche Geschlecht in meterlanger Ausführung). Wer dabei zusieht, so erzählt man sich, müsse sterben.

Mit dem Fahrrad um La Digue

Wer die Seychellen googelt, wird zu allererst mit Bildern des Strandes Anse Source d’Argent überschüttet. Dieser war beispielsweise Schauplatz von Bacardi- und Raffaello-Werbespots und findet sich auf Praslins Nachbarinsel La Digue, die in 15 Fährminuten erreicht werden kann. Die Insel ist autofrei – ich steige also zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder auf ein Fahrrad.

Der Einlass zum Strand von Anse Source d’Argent erfordert einen Griff in die Geldbörse: 100 Rupies oder 10 Euro, der offizielle Wechselkurs wird dabei außer Acht gelassen – die sich aber allein für ein paar Facebook-Fotos lohnen, um die Daheimgebliebenen vor Neid erblassen zu lassen. Diese kleine Bosheit haben sich zahlreiche andere Besucher auch schon vorgenommen.

Ich radle also einmal um die Insel, vorbei an vielen kleinen, einsamen Stränden, und lande schließlich auf dem traumhaften Anse Coco Beach. Hierhin verirren sich nicht allzu viele Touristen, obwohl der Eintritt kostenlos ist. Spätestens beim Anblick des türkisen Schwimmparadieses zeigt sich, dass sich die schweißtreibende Anreise gelohnt hat. Strandliegen und Schirme gibt es keine, dafür unvergessliche Eindrücke und Fotomotive (für die Daheimgebliebenen – eh schon wissen).

Ein Resümee

Natürlich kann man die Seychellen besuchen, um lediglich Sonne, Strand und Meer zu genießen. Wäre aber schade! Denn der Inselstaat ist so reich an Kultur- und Naturschätzen, an 2-Sterne-Öko-Lodges, die einen charmanten Kontrapunkt zu den schicken Luxushotels darstellen, an bewegender Geschichte und guten Seelen. Jedenfalls ein optimales Ambiente für Luxus- und Hochzeitsreisen. Doch wer lieber auf Entdeckungstour gehen möchte, wird reichlich belohnt. Na, überzeugt? Dann sehen wir uns vielleicht demnächst mal in der Anse Coco!

Kompakt

Allgemeine Info

Lage: Inselstaat mit ca. 115 Inseln, der topografisch zu Afrika gehört und im westlichen Teil des Indischen Ozeans liegt
Hauptstadt: Victoria (Mahé)
Fläche: 566 km²
Währung: Seychellen-Rupie. 100 SCR = 5,80 EUR
Zeitzone: MEZ+3
Klima: Nordwest-Monsun von Dezember bis März, beste Reisezeit ist April. Von Mai bis September folgt die regenarme, aber stürmische Zeit des Südost-Monsuns, im Oktober/November nochmals eine windstille Übergangsphase.

Anreise: Direktflug mit Austrian Airlines, Wien–Seychellen: OS 013, Mittwoch, 21:05 – 09:00 (am nächsten Tag); Seychellen–Wien: OS 014, Donnerstag, 11:10 - 17:30

Angebote: z. B. bei GRUBER-reisen, www.gruberreisen.at

Die Autorin

Michaela Trpin war mit dem Grazer Veranstalter GRUBER-reisen unterwegs. Sie liebt heiße Sonne, Strand und Meer, besonders während unserer kalten Jahreszeit. Besonders begeistert hat sie auf den Seychellen das grüne Hinterland als Kontrast zum türkisblauen Meer. 

Dieser Artikel wurde verfasst von:

Redakteurin / Senior Editor

Michaela Trpin studiert seit 2013 Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und hat ihre Leidenschaft fürs Schreiben und Reisen, als Teil der Redaktion, zum Beruf gemacht.

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