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La Rioja: Gipfel der Genüsse

Klein, aber oho: La Rioja ist Spaniens kleinste autonome Region, aber eine international anerkannte Größe im Weinbau. Die Kombination von Weinkultur mit Spitzengastronomie, Kultur und Historie, eingebettet in großartige Landschaftsformen, macht La Rioja zur herausragenden Genussregion.

Bei Ankunft in Bilbao, Hauptstadt des Baskenlandes, begrüßt uns stürmischer Atlantik-Wind, doch nach einigen Kilometern Fahrt durch bergige Schluchten in Richtung Süden hat sich nicht nur die Landschaft, sondern auch das Klima verändert.

„La Rioja verfügt über ein einzigartiges Mikroklima“, erklärt Fernando, der unsere kleine Gruppe mit seinem komfortablen Minibus chauffiert, „es kommt die Feuchtigkeit vom Atlantik und warme Luft vom Mittelmeer, gleichzeitig schützen die umgebenden Berge unsere Weinbaugebiete vor Kälte!“ Bis über 2.000m ragen die Gipfel des Iberischen Gebirges: „Im Winter sind die schneebedeckt, aber unten in den fruchtbaren Ebenen friert es kaum.“

Wein als Kulturgut

Ein guter Einstieg in die Welt des Weines ist der Besuch im Vivanco Museum der Weinkultur in Briones. Inmitten weitläufiger Weinrieden eingebettet, beherbergt das moderne Gebäude eine Vielzahl von Schauräumen, wo die Jahrtausende alte Geschichte des Weines anschaulich dargestellt wird. Interessantes nicht nur über den Anbau und die Produktion der Weine, sondern auch über die Herstellung von Eichenfässern, Glasflaschen und Korken.

Natürlich werden auch professionelle Weinverkostungen angeboten, wir aber wollen lieber gleich einmal richtig Wein trinken und nehmen die Empfehlung des hiesigen Restaurant-Chefs gerne an. Dazu serviert er uns eine regionale Spezialität: „Patatas a la Riojana“ - eine Art Erdäpfelgulasch mit pikanter Chorizo-Wurst – einfache Kost mit großer Klasse! „Nehmt ruhig noch einen Nachschlag“, rät unsere charmante Gastgeberin Teresa als Direktorin des spanischen Fremdenverkehrsamts in Wien, „weil Abendessen geht man hier nicht vor 21 Uhr!“

Weingenuss in Theorie & Praxis

Ein guter Tipp, wie sich später herausstellen sollte. Eine spezielle Weinverkostung steht ja für den Abend am Programm: In Logrono soll uns José Ramón Jiménez Berger, ausgebildeter „educador en vinos“ - also offizieller „Weinlehrer“ - bei einer Tour durch die besten Tapas-Lokale der Stadt die jeweils zum Essen passenden Weine aussuchen und erklären.

Wir treffen José dann kurz vor 22 Uhr, er schlendert mit uns gemütlich durch die Gässchen der historischen Altstadt, vorbei an prächtig beleuchteten Kirchen und Plätzen, bis wir endlich zur famosen Calle del Laurel gelangen: Unzählige Tapas Bars reihen sich zu beiden Seiten der schmalen Gasse, Menschenmengen in und vor den Lokalen, an Tischen voll mit Köstlichkeiten. „Hier werden vor allem Pinchos serviert, sozusagen Fingerfood auf Spießchen“, erklärt José. Nach je zwei bis drei Sorten Pinchos und Tapas mit passender Weinbegleitung wechseln wir von einem Lokal zum nächsten.

José ist bemüht, uns die Weinsorten und deren Eigenheiten als Wissenschaft näher zu bringen, die Unterschiede zwischen „Tempranillo“, „Crianza“ und „Riserva“ und dass „Monastel“ eine autochtone Rebsorte der Region ist. OK, gut zu wissen, aber genießen ist noch besser, so sind wir nach mehrstündiger Genusstour in sechs Lokalen – oder waren es acht? - und mindestens ebenso vielen Gläsern hervorragender Weine belehrt, satt und glücklich.

Wein als Wissenschaft

Logrono, die überschaubare Hauptstadt des Rioja, ist durchaus einen Besuch wert. Beim Spaziergang durch die historische Altstadt fallen immer wieder im Pflaster stilisierte Jakobsmuscheln auf: eine Orientierungshilfe für Pilger auf dem Jakobsweg, der durch Logrono führt und der Stadt schon im Mittelalter Bedeutung verlieh. Menschen mit groben Wanderschuhen sind auch heute hier zu sehen, meist ist ihr Ziel die mächtige Kathedrale „La Redonda“, die den zentralen Marktplatz beherrscht.

Es lohnt sich auch, die kleineren Gassen zu erforschen, so entdeckt man reich verzierte Fassaden alter Herrschaftshäuser, Klöster mit hübschen Patios, oder originelle Handwerksbetriebe, wie die „Boteria“ von Felix Barbero, der hier als einziger seiner Zunft die von Pilgern geschätzten Ziegenleder-Flaschen herstellt. Und natürlich spielt auch Wein in der Stadt eine wichtige Rolle: Die Universität von Logrono führt mit dem „Instituto de la Vid y del Vino“ ein eigenes Fachinstitut für Weinbau und Önologie.

Klöster & Kunstschätze

„Neben unserer Weinkultur haben wir auch noch andere Kulturgüter zu bieten“, sagt Teresa, und so steht ein Besuch der UNESCO Weltkulturerbe-Klöster Suso und Yuso in San Millán de la Cogolla am Programm. In einer landschaftlich reizvollen Berggegend ist das kleine Kloster Suso in den Hang hinein gebaut. Die alten Mauern stammen aus dem 10. Jahrhundert, im Inneren befinden sich die Grabmale einiger Könige Navarras.

Weit beeindruckender ist das im Tal unterhalb gelegene Kloster Yuso, ein weitläufiger Prachtbau im Stil des Barock. Neben etlichen Kunstschätzen im kleinen Klostermuseum befindet sich der größte Schatz in der riesigen Bibliothek: Diese beherbergt zahlreiche bibliografische Raritäten und vor allem die im 10. Jhdt. entstandenen „Glosas Emilianenses“, das erste schriftliche Dokument der spanischen Sprache. Nach dem kurzen Ausflug in die klösterliche Abgeschiedenheit wollen wir uns wieder dem Thema Wein widmen.

Wein von unten & oben

„An die hundert Weingüter zählen wir in La Rioja, rund fünfzig davon sind offen für Besucher und bieten professionelle Führungen und Weinverkostungen an“, sagt Teresa und dirigiert unseren Fahrer nach Haro, Hauptort des Weingebietes Rioja Alta. Gleich zehn Bodegas befinden sich in und um Haro, wir besuchen die Bodega Roda, die jüngste und innovativste der Region. Der stylische Bau thront über einem Felsenkeller aus dem 18. Jahrhundert, idealer Lagerplatz für die Weine. Fast ehrfürchtig betrachten wir die meterlangen Reihen an Fässern aus französischer Eiche und den Flaschenkeller, wo rund eine Million Bouteillen lagern, während uns die Kultivierung und Produktion der Weine erklärt wird.

Dann dürfen wir einige der edlen Tropfen verkosten, darunter auch die Sorte „Cirsion“ als Top-Produkt und Rarität des Hauses. „Dies ist eine sehr selektive Traube mit höchstem Qualitätsanspruch, maximal 6.000 Flaschen pro Jahr werden erzeugt“, erklärt die charmante Marketing-Dame, um den Preis von 125 EUR pro Flasche zu rechtfertigen.

Als krönenden Abschluss der Rioja-Tour überrascht Teresa mit einer exklusiven Ballonfahrt: Lautlos schwebend mit grenzenlosem Panoramablick über die pittoreske Landschaft mit weiten Weingütern und schmucken Ortschaften bleibt ein unvergesslicher Eindruck dieser großartigen Genussregion.

INFORMATIONEN

Hotel

Das zentrumsnahe Boutiquehotel F&G in Logrono bietet sich als idealer Ausgangspunkt zu Spaziergängen in der Altstadt wie auch für Touren in die Umgebung www.fghotellogrono.com

Weinkultur 

Restaurants

  • La Cocina de Ramón in Logrono – renommiertes Gourmetlokal in der Altstadt www.lacocinaderamon.es
  • Venta Moncalvillo in Daroca de Rioja – mit Michelin-Stern ausgezeichnet, überrascht mit raffinierten Kreationen www.ventamoncalvillo.com
  • La Posada del Laurel in Prejano – schmackhafte Grillgerichte, frisches Biogemüse aus Eigenbau www.laposadadellaurel.com

Ballonfahrten

Arcoiris ist Anbieter mit langjähriger Erfahrung in dieser Region www.globosarcoiris.com

Anreise

Der nächstgelegene internationale Flughafen ist Bilbao, von hier sind es rund 150 Autobahn-Kilometer bis Logrono. Ab 29. März 2018 bietet der spanische Low-Cost-Carrier Volotea zwei wöchentliche Direktflüge (DO + SO) ab Wien nach Bilbao Gute Verbindungen nach Bilbao offeriert auch Brussels Airlines (via Brüssel) und Lufthansa (via Frankfurt)

Allgemeine Informationen

www.spain.info, www.lariojaturismo.com

Redakteurin Martha Steszl war im Oktober 2017 auf Einladung vom Spanischen Fremdenverkehrsamt und Brussels Airlines auf Genussreise in La Rioja unterwegs.

Dieser Artikel wurde verfasst von:

Freie Journalistin

Lange Jahre war Martha Steszl fix im Team, wo sie maßgeblich an der Entwicklung des Geschäftsreisenmagazins tma verantwortlich zeichnete. Nach ihrem Ausstieg ins Privatleben steht sie weiterhin als freie Redakteurin - oft & gerne auch für spontane Einsätze - zur Verfügung.

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