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Namibia: Man ist nie allein

Eine kleine Gruppe ist es, die sich am Flughafen von Windhoek zusammenfindet. Der Nachtflug ab Frankfurt war angenehm, da der Flieger nicht voll besetzt war und man sich daher bequem ausstrecken konnte. Eine erste Gemeinsamkeit stellt sich ein: Wir alle sind ein bisschen unausgeschlafen, zugleich aber voll der Neugier und Vorfreude. Noch ahnen wir nicht, wie gut wir einander kennen lernen werden, wie eng uns das gemeinsame Erleben zusammenschweißen wird.

Das Land der Rhinos

Das „Desert Rhino Camp“, eine Niederlassung der Wilderness Safaris in Kunene, der nordwestlichsten Region des Landes, ist unsere erste Station, zu der wir in einer kleinen Cessna anreisen und von luftiger Höhe aus bereits erste Impressionen sammeln. Berge und Ebenen in Braun-, Ocker- und Grüntönen, bewegliche Tupfen dazwischen, keine Frage Repräsentanten von Namibias reicher Tierwelt, der wir demnächst auf Augenhöhe begegnen werden. Es ist Mittag, als wir in einem weiten, mit hohem Gras bewachsenen Tal landen, das zum privaten Palmwag-Konzessionsgebiet gehört, und uns in die auf Stelzen errichteten acht Luxuszelte verteilen, von denen jedes über eine eigene Terrasse verfügt. Komfortabel eingerichtet, mit eigenem Bad und fließendem Wasser, wirken die Zelte trotz ihrer erhöhten Lage ein wenig fragil auf mich – der Rahmen aus Holz, die Wände aus Leinwand, die Fensterklappe mit einem Klettband zu verschließen. Man bleibt nahe dran an der Natur, mehr noch: Man ist nie allein, geht mir durch den Kopf, als ich mich zu einer kurzen Siesta zurückziehe.

Dem Dickhäuter auf der Spur

Douw Steyn heißt unser Führer, der uns die nächsten Tage begleiten wird, ein Vertrauen einflößender Guide, der uns in die Verhaltensregeln einer Safari einführt. Keine weißen und keine beigefarbenen Kleider soll man wählen – Rhinos könnten sich dadurch gestört fühlen –, sondern dunkle Töne oder Schwarz. Im Jeep starten wir zur ersten Ausfahrt ins grüne bis fahlgelbe Hügelland, mit kleinen Wäldchen gespickt und mit blauen Bergen im Hintergrund, um Afrikas größter Population von Schwarzen Nashörnern nachzuspüren. Wilderness Safaris ist gemeinsam mit dem „Safe the Rhino Trust“ bestrebt, deren Überleben zu sichern, was dank der Einbeziehung der Bevölkerung gut funktioniert: In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl der Tiere verdoppelt. Jedes Mal entkommt uns ein kleines Jubeln, als uns Zebras, Giraffen, Oryx-Antilopen, Springböcke und Strauße vor die Kamera laufen, doch die Nashörner halten sich vorerst bedeckt.

Ein Horn an meiner Seite

Unglaublich rein und klar ist die Luft, als ich abends auf der Terrasse sitze und in die Dunkelheit horche; ein gelegentliches Rascheln erinnert mich an meinen ersten Gedanken („man ist nie allein“), und so bleibt stets das Horn an meiner Seite, mit dem man Hilfe herbeirufen kann, wenn eine Kreatur zu nahe zu kommend droht. Das Horn drücken und Licht andrehen, wurde mir gesagt, damit die Hilfe weiß, wohin sie kommen muss. Doch ohne das Horn gedrückt zu haben erwache ich am frischen Morgen, um eine Steigerung des Abenteuers zu erleben: Ab nun wird „wild“ gecampt. Nach dem zeitigen Aufbruch geht es per Jeep tief in das Naturschutzgebiet, werden Stopps gemacht, um seltene Pflanzen, Tierskelette und Hörner zu begutachten – ein abgetrenntes Giraffenbein z. B., das gut und gern fast so lang ist wie ich. Schakale und Elefanten kommen zu unserer Fotosammlung hinzu, und plötzlich auch das Rhino persönlich: „Blacki“ heißt das Exemplar, das Guide Douw gemeinsam mit seinem Kollegen Chris Bakkes von „Safe The Rhino“ für uns orten konnte; mucksmäuschenstill bewegen uns ab nun in Zeitlupe, um den Koloss nicht zu irritieren.

Ein Sundowner in der Wildnis

Während Douw und sein Helfer das Nachtlager aufschlagen – einfache Zelte, in die mit Wasser gefüllte Waschbecken davor hingestellt werden –, genießen wir einen Sundowner. Da die Waschbecken nicht wirklich ein Badezimmer ersetzen können, lernen wir im Freien mit Hilfe eines an einem Ast befestigten Wassersacks zu duschen, mit Stoffen vor Blicken geschützt. Die Toilette? Nun, hier ist eine Schaufel, such dir den Platz selber aus. Amüsierte Blicke werden innerhalb der Gruppe ausgetauscht, so ungewöhnlich es für uns ist, diese Einfachheit zu erleben, so sehr verbindet uns die Erfahrung auch. Auf offenem Feuer wird unser Nachtmahl zubereitet, auch dieses einfach – Nudeln, Fleisch, Gemüse –, aber gar nicht übel. Nach einer ein wenig unruhigen Nachtruhe – was war das Geräusch? – zeigt uns Douw am nächsten Morgen, wer uns aller in der Nacht Gesellschaft geleistet hat: Rund ums Camp finden sich Spuren von Hyänen, Schakalen und Elefanten im Erdreich.

Der König in Bedrängnis

Von Akazien wird das zunehmend trockene Land auf unserer Weiterreise beschattet, in dem Spitzmaulnashörner und Wüstenelefanten zu den Bewohnern zählen, vor allem aber der Wüstenlöwe, dem Dr. Flip Stander, der Gründer der „Desert Lion Conservation“ sein Leben gewidmet hat. Der Wissenschaftler, der uns am Abend Gesellschaft leistet, ist in jeder Hinsicht ein Unikat: Seit 25 Jahren versucht er, die Löwen der Region zu schützen und vor allem im Konflikt mit den Himbas, die hier ihre Herden weiden, zugunsten der Raubkatzen einzugreifen. Er lebt in einem Jeep, schläft auf einer Matte im Freien und bleibt stets den Löwen auf der Spur, um die Bewohner warnen zu können, wenn sich die Jäger des Rudels ihren Rindern nähern. Um das Drei- bis Vierfache ist die Löwenpopulation seit Beginn seiner Bemühungen vor 25 Jahren angewachsen, aber bleibt immer noch viel zu tun. Löwen haben wir bei unserer Tagessafari übrigens nicht gesehen, dafür wollte ein neugieriger Wüstenelefant mit wackelnden Ohren partout unser Camp besichtigen – Guide Douw konnte ihm das aber, nachdrücklich in die Hände klatschend, ausreden.

Besuch bei den Himbas

Man gewöhnt sich schnell ans „Wild Camping“ – dreimal sollten wir den Standort wechseln – doch jedes Mal ist es ein aufregendes Abenteuer, Wildtiere auftauchen zu sehen. Giraffen, Strauße, Kudus, Zebras und Co. lassen sich blicken, als wir ein Dorf der Himbas ansteuern, um auch diese Facette Namibias erster Hand zu erleben. Ein Dorf der Frauen und Kinder, wie sich herausstellt – die Männer bleiben tagsüber bei den Herden –, ein einfaches Dorf mit Lehmhütten, in dem wir freundlich empfangen werden. Neugierig folgen uns die Kinder, unbekümmert lassen sie und auch ihre Mütter sich fotografieren. Souvenirs werden vor uns ausgebreitet, und so suche ich mir eine Himba-Puppe aus, um sie ins kalte Österreich mitzunehmen. Zu dem ich zum ersten Mal seit Tagen Telefonkontakt habe, es gibt Handy-Empfang; ein eigenartiges Gefühl – „E.T. call home?“.

Abstecher in die Wüste

Mit einem Kleinflugzeug geht es weiter zum Serra Cafema Camp, abgeschieden im äußersten Nordwesten Namibias am grünen Ufer des Kunene-Fluss gelegen, der die einzige Wasserquelle der Region darstellt. Auch hier empfangen uns gemütliche, komfortable Chalets auf einer erhöhten Plattform, die einen wunderbaren Ausblick auf die Landschaft eröffnet. Selbst ein kleiner Pool und eine Bar zählen zur Ausstattung, was uns nach den letzten Nächten wie der reine Luxus erscheint. Gleich gegenüber des Camps auf der anderen Seite des Flusses liegt Angola, wohin wir einen kleinen Ausflug per Boot unternehmen. Ein weiteres Highlight am nächsten Tag sollte ein Quadbike-Ausflug werden, mit dem wir in haarsträubenden Tempo über die Dünen der Wüste düsen. Conrad Brain stößt am Abend zu uns, ein erfahrener Naturschützer, der uns Einblicke in seine Arbeit erschließt – auch hier wird die Bevölkerung einbezogen und profitiert davon, den Wildbestand am Leben zu erhalten.

Seine Majestät in Person

Vor der Landung am Ongava Tented Camp, Teil des berühmten Etosha-Nationalparks, zieht das Flugzeug auf unserer letzten Etappe extra eine kleine Schleife, damit wir die ganze Schönheit des Hügellands noch einmal genießen können. Das Zeltcamp begeistert uns sofort mit seinen komfortablen Unterkünften mit Ensuite-Badezimmern, mehr aber noch mit seiner Aussichtsterrasse, die direkt auf eine Wasserstelle hinausblickt. Huftiere finden im grünen Umland einen reich gedeckten Tisch, auch Löwen soll es geben: Und tatsächlich, am letzten Tag zeigen sie sich. Ein Rudel in majestätischer Gelassenheit beim Schönheitsschlaf und lässt sich bei beobachten – vielleicht 20m von mir entfernt. Was für ein Abschluss.

In der Obhut von Experten Von 28. 11. bis 5. 12. war eine Gruppe von deutschen und schweizer Journalisten, erweitert von einer Österreicherin mit Venter Tours in Namibia unterwegs, um die Highlights des Reiselands zu erkunden. Weitere Gastgeber der Reise waren Wilderness Safaris und das Namibia TB Ihnen allen ein herzliches Dankeschön!

www.airnamibia.com.na
www.wilderness-safaris.com
www.ventertours.de
www.namibia-tourism.com

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