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Israel: Beim Wandern den Kopf frei kriegen

Auch wenn Israel in den meisten Köpfen nicht als Wanderdestination registriert ist, so bietet das kleine Land – besonders in der Zeit, wenn bei uns Schmuddelwetter und tiefe Temperaturen herrschen – optimale klimatische Voraussetzungen sowie eine ungeahnte landschaftliche Vielfalt. Von Elo Resch-Pilcik

Lange Zeit galt Israel vorwiegend als Hotspot für Pilgerreisen, neuerdings mit Tel Aviv auch als stylisches Städtereiseziel. Mit nur etwas mehr als drei Stunden Flugzeit ab Österreich präsentiert sich das Heilige Land jedoch auch als perfekte Alternative für Wander- und Rad-Enthusiasten in der kalten Jahreszeit.

Mehr als 10.000 km Wanderwege unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade schlängeln sich durch das ganze Land. Alle sind mit zweifärbigen Streifen markiert, nur der INT hat drei – orange, weiß und blau. Auch wenn eine Wanderreise nicht alle touristischen „Must Sees“ umfasst, garantiert sie in jedem Fall eine authentische und intensive Annäherung an das Land. Denn, wie schon Goethe wusste, „nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen“.

SHVIL – ISRAEL NATIONAL TRAIL

Welche Bedeutung dem Wandern in Israel zukommt, lässt sich unter anderem am „Israel National Trail“ (INT), auf Hebräisch kurz „Shvil“, der Weg, genannt, erkennen. Der gut beschilderte „Shvil“ führt über rd. 1.000km durch das ganze Land, von Dan im Norden nach Eilat im Süden bzw. umgekehrt und wurde von National Geographic als einer der schönsten Weitwanderwege der Welt ausgezeichnet. Die gesamte Route ist leicht bis mittelschwer, mit einigen – meistens abgesicherten – Kletterstellen. Im Negev, der Steinwüste im Süden, gilt es, bis zu 8m hohe Stahlleitern oder auch Strickleitern aus Draht zu überwinden. Schwindelfreiheit hilft. Oder zumindest der feste Wille, die eigene Angst zu besiegen.

Viele junge Israelis gehen den „Shvil“ nach Beendigung ihres Militärdienstes, um den Kopf frei zu kriegen. Oft trifft man auch auf allein wandernde Frauen, die – wie alle anderen – wochenlang unterwegs sind, mit großem Rucksack, sich selbst versorgen und unter freiem Himmel schlafen, um kein Zelt schleppen zu müssen. Wer keine zwei Monate am Stück unterwegs sein kann und will, sucht sich die attraktivsten Abschnitte heraus.

WANDERN MIT 1000-STERNE-NIVEAU

Eine der wohl schönsten Touren führt durch die Berge von Eilat im südlichen Negev und deckt sich mit den letzten vier Etappen des INT. Ausgangspunkt ist der Kibbutz Elifaz, 20km nördlich von Eilat. Schon der erste Aufstieg, auf das Plateau des Mt. Timna, wird mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Arava-Senke und den Timna-Nationalpark belohnt.

Bei der Tour mit dem Jerusalemer Veranstalter SK Tours in Nature wartet am Ende jedes Tages beim Camp das Versorgungsfahrzeug mit Zelten, Matten und dem Gepäck der TeilnehmerInnen. Nach dem Aufstellen der Zelte und einer kurzen Rast lockt ein stärkendes Abendessen, bevor Jause und Wasservorräte für den nächsten Tag vorbereitet werden. Sobald es dunkel ist, präsentiert sich ein Nachthimmel mit tausenden Sternen, wie er nur in der Wüste zu sehen ist. Spätestens um 21:00 Uhr verkriechen sich alle in ihren Schlafsäcken, da die Tagwache noch vor Sonnenaufgang angesetzt ist und vor dem Aufbruch noch das Camp abgebaut werden muss.

BEFREIENDE REDUKTION

Die Etappen sind maximal 20km lang, inklusive Pause sind sieben bis acht Stunden veranschlagt. Gewandert wird mit Tagesrucksack unter der kundigen Führung deutschsprachiger Guides mit großem Wissen. Das unvergessliche Naturerlebnis umfasst Dünen, skurrile Steinformationen, Trockentäler und Kalksteinfelsen, roten Sandstein und dunklen Granit. Bevor der Abstieg nach Eilat beginnt, bietet sich ein seltener Ausblick auf das Rote Meer mit dem Vierländer-Eck der Staaten Israel, Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien. Der INT eröffnet einen Blick auf die erhabene Schönheit der Landschaft Israels, die in den täglichen Schlagzeilen keine Erwähnung findet. Die Wüste verstärkt zudem den meditativen Charakter des Wanderns, die Nächtigung in Zelten reduziert das Leben während einiger Tage auf das absolut Notwendige: Essen, Trinken, Lager aufstellen, Schlafen. Und Wandern. Befreiend und unvergesslich.

DER JERUSALEM-WEG

Eine Verbindung von Pilgern und Wandern offeriert der Jerusalem-Weg, der sich teilweise mit dem „Jesus Trail“ überschneidet. Die Tour auf den Spuren Jesu beginnt in Nazareth, führt durch die Landschaften des Unteren Galiläas bis zum See Genezareth und inkludiert die „Must Sees“ der Region. Im zweiten Teil geht es durch die Judäische Wüste mit ihren Wadis, Oasen und Klöstern in Richtung Jerusalem. Eine abwechslungsreiche Tour auch für Erstreisende in Israel, mit spirituellem Austausch in der Gruppe, mit biblischen Bezügen, historischen und soziologischen Einordnungen sowie Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung.

SK Tours in Nature

Nachhaltig wirkende Gruppenreisen in Israel und seinen Nachbarländern sind die Expertise des Jerusalemer Veranstalters SK Tours in Nature. Einer der Schwerpunkte liegt auf Wanderreisen. Das größtenteils deutschsprachige Team um Tzachi Kedar, Georg Rössler und Gedi Hampe ist spezialisiert auf bewusstes und gemeinsames Reisen in und um Israel. Das Motto dabei lautet: Die Zukunft der Gruppenreise neu gestalten mit nachhaltigem und regenerativem Einfluss auf die Umwelt und unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung. Im Programm stehen oben genanntes Wüsten- Trekking und der Jerusalem Weg sowie Pilgerreisen, Politische – und Begegnungsreisen, Fair Travel und Grenzenlos Reisen, eine Länder- Kombination von Israel und den Nachbarstaaten Jordanien und seit Kurzem auch Ägypten, allen voran der Sinai. Bei den Begegnungsreisen sind auch Nächtigungen im Westjordanland eingeplant. Die Programme sind für Gruppen ab 12 Personen ausgelegt und erfolgen in Abstimmung mit den Kunden. Begleitet werden die Touren immer von versierten, deutschsprachigen Guides.

Mehr Infos im Reisebüro und auf www.sktours.net, Infos zu Israel allgemein: de.goisrael.com

Dieser Artikel wurde verfasst von:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.

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