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Tunesien: maghrebinische Schätze

Nach den vergangenen schwierigen Jahren will Tunesien wieder seinen Platz auf der touristischen Landkarte zurückerobern. Die Voraussetzungen dafür sind bestens vorhanden, wie ich mich im Rahmen einer Infotour überzeugen konnte. Von Martha Steszl

Gerade zwei Flugstunden verbinden Wien mit Tunis, der pulsierenden Hauptstadt des vielfältigen Maghreb-Landes. Unsere Reise steht ganz im Zeichen der Kultur und davon hat Tunesien eine ganze Menge zu bieten.

„Tunesien blickt auf eine 3.000-jährige Kulturgeschichte und zählt gleich acht UNESCO-Welterbestätten“, erklärt Béatrice Chicanaux als kundige Reisebegleiterin in ihrer Funktion als Repräsentantin des Tunesischen Fremdenverkehrsamtes.

Erstes Highlight und ein must see in Tunis ist das famose Bardo-Museum im gleichnamigen Stadtteil, mit der größten und ältesten Sammlung römischer Mosaiken. Wir bestaunen die kunstvollen Arbeiten, die zum Großteil sehr gut erhalten sind und in ganzen Tableaus ausdrucksstarke Geschichten erzählen. Auch die Ausstellungssäle selbst sind Kunstwerke im orientalischen Stil, reich verziert ist die Zedernholzdecke, das Kuppeldach darüber aus feinstem Marmorstuck.

Fest für die Sinne

Später tauchen wir ein ins quirlige Zentrum: „Die Medina von Tunis hat ihre ursprüngliche Form und Größe über mehr als 13 Jahrhunderte bewahrt und ist zu Recht UNESCO-Weltkulturerbe“, lässt Béatrice wissen. Der Bummel durch die engen, verwinkelten Gässchen ist ein Fest für die Sinne, vor allem, wenn man den ersten touristischen Teil mit bunten Kaftanen und glitzerndem Modeschmuck passiert hat und in die nach Branchen geordneten Gassen eintaucht: hier die aromatischen Gewürze, dort köstlich duftende Bäckereien und Süßigkeiten, weiter hinten die Kupfer- und Silberschmiede, die kunstvolle Handarbeiten ausführen, eine ganze Gasse nur mit goldenem Geschmeide und in der nächsten, wo sich vorwiegend Frauen drängen, werden orientalische Kosmetika wie Henna und andere natürliche Schönheitsmittel feilgeboten – ein faszinierendes Labyrinth!

Herzliches Willkommen

Quer durch dieses verwirrende Gassenwerk führt uns Béatrice zu einem ihrer Geheimtipps: Über einen schmalen Eingang mit steilen Stufen gelangen wir zu einer weiten Dachterrasse mit wunderschöner Keramik-Dekoration und einem fantastischen Panoramablick über die Medina. „Soyez bienvenus!“ - seid willkommen, grüßt freundlich ein älterer Herr, und nein, er will uns nicht in seinen Shop schleppen, sondern scheint sich ehrlich zu freuen.

Es ist der Besitzer des Hauses, wie sich herausstellt und wir kommen ins Plaudern. „Ah Nemsa, very good!“, meint er, als wir sagen, dass wir aus Österreich kommen. Gäste aus Österreich wären besonders beliebt, meint er und das hören wir später auch immer wieder. Mahmoud, so heißt der freundliche Mann mit weißem Bart, ist Besitzer von mehreren Teppichläden, auch hier im Haus hat er ein volles Lager mit unzähligen schönen Stücken. „Vor den Geschehnissen in 2010 hatten wir an die tausend Kunden täglich hier im Shop, Gruppen von den Kreuzfahrten – jetzt kommen keine Schiffe, es ist wie tot“, bedauert Mahmoud.

Als Haupterwerb betreibt er nun Teile des Hauses samt der wunderbaren Terrasse als Café und Restaurant, in der Hoffnung auf ein Comeback des Tourismus: „Ich wünsche mir, dass Sie Vertrauen in uns haben!“ gibt er uns auf den Weg mit.

Lebendige Geschichte

Von der sehr langen und reichen Geschichte Tunesiens zeugen unzählige Monumente und antike Stätten aus den verschiedensten Epochen. Einer der geschichtlich bedeutendsten Orte ist das antike Karthago, einst blühende Hochkultur und in jahrzehntelangem Wettstreit mit den Römern, schließlich von diesen besiegt und völlig zerstört. Nur wenig ist heute noch vom antiken Karthago zu sehen, dennoch wert, UNESCO-gelistet zu sein.

Nach der Besichtigung stellt uns Béatrice einen befreundeten Journalisten vor: Abdelaziz Belkhodja ist begeisterter Karthago-Forscher und um die Geschichte lebendiger zu machen, hat er einen unterhaltsamen Bildband à la Astérix erstellt – und wir kriegen sogar ein Exemplar auf Deutsch!

Ganz in der Nähe befindet sich noch ein weiteres Highlight, Sid Bou Said, das denkmalgeschützte maurische Dorf auf einem Hügel mit Weitblick über den antiken punischen Hafen und den Golf von Tunis. Wunderschön die strahlend weiß gekalkten Häuser mit blitzblauen Fensterrahmen und ebenso blauen, reich verzierten Portalen. Im berühmten Café des Nattes am obersten Ende der geschäftigen Fußgängerzone genießen wir einen Thé à la Menthe und dazu die malerische Szenerie.

Von Römern und Mauren

Wir bewegen uns Richtung Süden ins Landesinnere, wo die Landschaft allmählich karger erscheint. Kairouan, nach Mekka, Medina und Jerusalem die viertheiligste Stadt des Islam, steht am Programm. Beeindruckend ist die Große Moschee mit ihrem weiten Innenhof und dem massiven Minarett. Wir dürfen auch einen Blick ins Innere der reich verzierten Moschee werfen. Zahlreiche weitere Moscheen sehen wir beim folgenden Bummel durch die wunderschöne weiße Medina, die dadurch irgendwie erhaben wirkt. „Kairouan wurde von Arabern gegründet, das zeigt die maurische Architektur“, erklärt Béatrice.

Dann geht es noch weiter in den Süden, die Landschaft erscheint unspektakulär – bis sich am Horizont ein massiver Komplex abzeichnet: El Djem, das größte Amphitheater und zugleich größtes römisches Monument in Afrika und auch UNESCO-Weltkulturerbe.

„Das Kolosseum von El Djem wurde 238 von den Römern erbaut, es fasst 35.000 Sitzplätze, und weil es so gut erhalten ist, gibt es hier auch heute noch Konzerte und Aufführungen,“ erfahren wir von Béatrice.

Meer und mehr

Unsere Route führt wieder Richtung Norden und endlich ans Meer. Zuvor wird aber noch ein UNESCO-Weltkulturerbe besichtigt: Sousse, die drittgrößte Stadt Tunesiens, mit ihrer wunderschönen Altstadt, umgürtet von einer massiven Festungsmauer. Sehenswert ist auch der winkelige Souk, wo die geschäftigen Händler immer wieder versichern, wie gern sie die österreichischen Gäste sehen – vor allem, wenn wir was kaufen.

Eine völlig andere Welt offenbart sich dann wenige Kilometer weiter in Port El Kantaoui: Rund um den hübschen Yachthafen reihen sich schicke Boutiquen, feine Restaurants und hippe Bars – Jetset Ambiente. Einen ähnlichen Mix aus Lokalkolorit und Luxus erleben wir dann auch in Hammamet, dem wohl bekanntesten Ferien-Hotspot Tunesiens. Hier liegt auch einer der Top-Golfplätze des Landes, der 45-Loch Golf Club Citrus, wo die Golfer in unserer Gruppe begeistert Abschläge üben. Recht klein aber echt zauberhaft ist die Medina von Hammamet, besonders die wunderschön verzierten Portale der maurischen Häuser begeistern, im Souk bieten Händler ihre Ware feil.

Würdigen Abschluss findet unsere Reise im wunderbaren The Sindbad Hotel, stimmungsvolle Happy Hour mit Blick über den Golf von Hammamet, während die Sonne langsam im Meer versinkt.

Informationen

Columbus Reisen bietet ab/bis Wien begleitete Gruppenreisen zu den kulturellen Highlights Tunesiens, die 11-tägigen Touren führen u.a. auch zum Großen Salzsee und den Wüstenoasen am Rande der Sahara, Termine: 26.4. und 25.10.2018. Ein anschließender Badeaufenthalt ist zusätzlich buchbar; www.columbus-reisen.at

Hotelempfehlungen

(vor Ort getestet):
The Sindbad in Hammamet – 5-Sterne Luxusresort in einem weitläufigen Garten, in Bestlage an der Corniche von Hammamet, gediegenes Ambiente & top Service www.sindbadhotel.com

Mövenpick Resort & Marine Spa Sousse – elegantes Luxushotel mit eigenem Strand, großzügiger Poollandschaft, schönem Spa, mehreren Restaurants und Bars www.movenpick.com

Fremdenverkehrsamt Tunesien

office@tunesieninfo.at, www.discovertunisia.at

Die Reise

Redakteurin Martha Steszl besuchte Tunesien im Rahmen einer Infotour, zu der Columbus Reisen und das Tunesische Fremdenverkehrsamt im Dezember 2017 geladen hatten.

Dieser Artikel wurde verfasst von:

Freie Journalistin

Lange Jahre war Martha Steszl fix im Team, wo sie maßgeblich an der Entwicklung des Geschäftsreisenmagazins tma verantwortlich zeichnete. Nach ihrem Ausstieg ins Privatleben steht sie weiterhin als freie Redakteurin - oft & gerne auch für spontane Einsätze - zur Verfügung.

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