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Flandern: Zum Genießen verführt

Bier und Schokolade, Mode und Kultur – das sind vielversprechende Zutaten für ein abwechslungsreiches Reiseprogramm. Die Städte Flanderns, z. B. Antwerpen, Brügge und Brüssel, bieten diese Ingredienzen nicht nur, hier werden sie zelebriert. Die schönen Dinge des Lebens lassen sich in Flandern richtig genießen, in jeder Stadt mit ihrer speziellen Charakteristik und dem besonderen Flair.

DER GESCHMACK BRÜSSELS

Bei einer „Sneukelwandeling“, einem Stadtrundgang mit Verkostungen, führt uns Guide Raff durch die Gassen, um Ecken und Plätze von Brüssel, die sich ein wenig abseits der Touristenströme und der berühmten „Fressstraße“ befinden. Raff erklärt etwa, dass nur in Ochsenfett frittierte Pommes die wahren „Frites“ sind. Von der lebhaften Fußgängerzone Boulevard Anspach und der Börse, wo Straßenkünstler ihr Können zum Besten geben, über den Place Saint-Géry (SintGoriks Plein), hin zu einer Käsekostprobe in der Crémerie de Linkebeek. Wir verkosten Meerschnecken, wo die Gruppe der Wagemutigen ganz schnell schrumpft.

Wir spazieren über den Marché aux Poissons und vorbei am Begunhof, probieren die berühmten Kekse von Maison J. Dandoy, besuchen das Pendant zum Manneken Pis, die Jeanneke-Pis, und gehen schließlich in den prächtigen Galeries Saint-Hubert zur Verkostung von Schokolade über. Als „schönsten Platz in Europa“ bezeichnete einst der französische Schriftsteller Victor Hugo den Grand Place in Brüssel. Mit dem Rathaus und den Zunfthäusern aus dem 15. und 17. Jahrhundert beeindruckte er goldglänzend auch die UNESCO-Weltkulturerbe-Hüter. Art Nouveau- und Comic-Fassaden, Flohmärkte und Einkaufsstraßen, Galerien, Kirchen und kulturelle Bauten sorgen für Abwechslung in der ohnedies quirligen und multikulturellen City.

Im Atomium

Ca. 80 Museen, von Schokolade bis Bier, von Comics bis hoher Kunst, laden ein, sich kulturell weiterzubilden. Dazu gehören auch z. B. das Magritte-Museum, das Belgiens berühmtem surrealistischen Maler gewidmet ist und 2009 eröffnet wurde, oder das Museum of Fine Arts. Eine runde Sache ist auch der Besuch des Atomiums. Das Wahrzeichen der EU-Hauptstadt, 1958 für die Weltausstellung erbaut, stellt ein Eisenkristall mit neun Atomen dar. Das Kugel-Gebilde aus Aluminium wurde 2006 nach der Renovierung wieder eröffnet und seither von über 6 Mio. Menschen aufgesucht. Mit dem Lift hinauf, und weiter über Rolltreppen lässt sich das aluglänzende Museum erkunden und bietet zudem noch einen tollen Rundumblick auf die Stadt und Region.

LAND DER BIERE, LAND DER CHEFS

Die Zeit, um kulinarische Spezialitäten zu entdecken, sollte dennoch nicht zu kurz geraten. Moules Frites etwa (Muscheln mit Pommes) oder Stoofvlees (Rindereintopf) gehören zu den typisch flämischen Gerichten. Viele Sterne-Restaurants und Brasserien wie auch die „Kitchen Rebels“, junge Köche mit trendiger, zum Teil experimenteller Küche, laden zu Tisch. Etwa im Restaurant Gramm in Brüssel, das uns mit seinen originellen und schmackhaften Kreationen verzaubert. Die zahlreichen und berühmten Chocolatiers wie Pierre Marcolini, Wittamer, Neuhaus, Godiva oder Leonidas tun ihr Übriges.

1.500 Biermarken

Und dann noch die Sache mit dem Bier: 160 Brauereien mit 1.500 Biermarken und 700 „Geschmacksprofilen“ gibt es in Belgien. Allein in Flandern sind es ca. 100 Brauereien. Und Bier wird hier zu jeder Gelegenheit getrunken, je nach Geschmack vor, zum oder nach dem Essen. Oder einfach so. Hans Bombeke, belgischer „Bierpapst“ und Vorsitzender des Antwerps Biercollege, kennt den feinen Unterschied: Etwa 3.500 Biersorten in Europa hat er verkostet. „In Österreich und Deutschland gibt es viele Brauereien, aber alle Biere schmecken ähnlich“, meint er. „Die belgischen Biere sind verschiedenartiger.“ Je nachdem, auf welche Geschmacksrichtung man Lust hat, er empfiehlt die entsprechende Sorte.

BRÜGGE SEHEN UND BIER BRAUEN

Völlig konträr zu Brüssel ist Brügge. Die UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt wirkt durch das gut erhaltene und sehr schöne Ensemble aus historischen Bauten, Kanälen, Brücken, Plätzen, Gassen und Stadtmauer zum Teil ein wenig wie Disneyland. Wen wundert es da, dass asiatische Touristen, so wurde uns erzählt, schon mal an einer Tür klopften, um zu fragen, wie lange denn noch geöffnet sei.

Markant ist auch in Brügge der Grand Place, ebenso der Beifried mit seinen 366 Stufen, der einen großartigen Ausblick über den Marktplatz erlaubt. Sehenswert sind der Beginenhof, Nonnen-Kloster des Benediktiner Ordens, mit seinen weißen Giebelhäusern und dem grünen Park, die Liebfrauenkirche mit dem höchsten Kirchturm Belgiens und der Madonnenstatue aus Marmor von Michelangelo. Das Historium oder das Groeningemuseum verraten allerlei über die Geschichte der Stadt und der Region, ca. 55 Schokoladen-Geschäfte über gewisse Vorlieben der Bewohner.

Es wird geblendet

Eine unserer Vorlieben ist auch hier der Biergenuss, wofür die Brauerei Bourgogne de Flandres optimal geeignet ist. Nach einer Stärkung im hauseigenen Gasthaus geht es auch schon zur interessanten Führung ins neu eröffnete Biermuseum der Brauerei. Von Yanick erfahren wir alles über die Besonderheit des Hauses, die Geschichte der Brauerei und des Bieres, das hier vor über 100 Jahren das erste Mal gebraut wurde. 1.000 Liter werden heute am Tag produziert; dabei handelt es sich um ein gemischt-gäriges Bier, von rotbrauner Farbe und malzigem Geschmack.

Auch wir versuchen uns im „Blenden“ und mischen die dunkle, obergärige Sorte, die hier gebraut wird, mit einem spontangärigen Bier der Brauerei Lambic. Nach einigem Hin- und Hermischen wird das Bier als gut befunden. Jedes Bier in Belgien hat auch sein entsprechendes Glas, erklärt Yanick. „Immerhin werde viel Arbeit in das Bier gesteckt und verdiene entsprechende Wertschätzung“, so der Fachmann.

ANTWERPENS VERFÜHRUNGEN

Dem Bier wird auch – schon wieder! – in Antwerpen gefrönt. Bevor die Brauerei De Koninck – mit einer etwa 180- jährigen Tradition – mit unterhaltsamem und informativem Museum und Verkostung aufgesucht wird, tauchen wir aber in die Welt des Käses bei Van Tricht ein, die weitere Offenbarungen beschert. Frederic Van Tricht ist Käsemacher in dritter Generation mit einer Passion für Spezialitäten und Spitzenprodukte. Konkret geht es um die Affinage, also um die Reifung von Käse. „Wir machen keinen Käse, wir kaufen Käse von Bauern und kleinen Molkereien in der Region, die noch nicht reif sind.“ Gereift wird er hier in Antwerpen in den „Caves“, mit jeweils unterschiedlicher Temperatur und Luftfeuchtigkeit. „Der Käse muss gut behandelt werden“, erklärt er. Er selbst beliefert wiederum Sterne-Resturants und Connoisseurs in der ganzen Welt. Jedoch in kleinen Mengen: Der Fokus liegt auf Qualität.

Auch wenn der Großteil der Menschheit behauptet, Wein passe zu Käse, so ist Frederic überzeugt, dass es das Bier ist. „Bier hat weniger Alkohol, ist erfrischender und geht durch die Fettschicht. Bier bietet mehr Vielfalt: Es ist sauer, bitter, fruchtig, aber nie salzig – im Gegensatz zum Käse.“ Uns überzeugt er. Je nach Käsesorte wird das entsprechende Bier gereicht und lässt die Geschmacksknospen jubilieren.

Rubens, Mode, MAS

Dermaßen gestärkt und beschwingt lässt sich auch die Stadt selbst erkunden. Ob auf den Spuren des Malerfürsten Peter Paul Rubens, dem bekanntesten Bürger der Stadt, dessen ehemaliges Wohnhaus mit Atelier und prächtigem Garten direkt in der Stadt zu besichtigen ist. Oder als Mode- und Design-Interessierte, denen unzählige Boutiquen und Geschäfte in den Einkaufsstraßen und coolen Passagen, das Modemuseum, Galerien und Ausstellungen zur Verfügung stehen.

Eine Attraktion von außen und innen ist auch das Museum am Strom (MAS) direkt im Alten Hafen, das die Geschichte Antwerpens erzählt und nebenbei noch spektakuläre Aussichten auf die gesamte Stadt und den Hafen liefert. Und auch Antwerpen weiß natürlich mit spannender Küche und originellen Restaurants zu verwöhnen. Ob in Smoke Jo’s Garage, einem coolen Pop up-Restaurant im Garagen-Stil, oder im schicken Restaurant Graanmarkt 13 unter der fachkundigen Führung von Küchenchef Seppe Nobels. Dass man zum Abschluss nicht ohne ein Glas Bier in einer Bar nach Hause geht, versteht sich inzwischen wohl von selbst.

ALLGEMEINE INFO

Flandern ist eine von drei Regionen des Königreichs Belgien, die auch die Region Brüssel-Hauptstadt umgibt. Amtssprache der Bewohner, der Flamen, ist Niederländisch. Tourismusbüro: Tourismuswerbung Flandern-Brüssel, 1060 Wien, office.at@visitflanders.com

ANREISE 

Der internationale Flughafen Brüssel-Zaventem wird von Brussels Airlines, AUA oder Lufthansa angeflogen. Die flämischen Städte lassen sich schnell und einfach mit der Bahn erreichen.

HOTELS 

Brüssel: Marriott Hotel Grand Place oder Radisson Blu Royal Hotel Brussels
Antwerpen: Hotel Les Nuits, Lange Gasthuisstraat 12, www.hotellesnuits.be

RESTAURANTS, BRAUEREIEN ETC.

  • Brüssel: Gramm Restaurant: innovatives Lokal mit hervorragendem Degustationsmenü mit Weinbegleitung, www.grammrestaurant.be
  • Antwerpen: Smokey Joe’s Garage: Cooles Pop up-Restaurant im Sommer, mit BBQ, Burger etc., in- und outdoor, Kino, www.smokeyjosgarage.be
    Restaurant Graanmarkt 13: elegantes Lokal von Seppe Nobles, kreatives Degustationsmenü, viel Gemüse, schöne Atmosphäre; www.graanmarkt13.be
  • Otomat: hervorragende Pizza-Kreationen mit oder ohne Tomate; Nähe Museum MAS; Van Schoonbekeplein 11, Tel.+32 3 283 48 48, www.otomat.be Käserei Van Tricht: Käseverkostung mit Bier in der Brauerei De Koninck; Geschäft und Bar außerdem hier: www.kaasaffineurs-vantricht.be/contact/
    De Koninck Brewery: Brauerei, Museum, Lokal – alles über Bier, www.dekoninck.be/en
  • Brügge: Bourgogne de Flandres: Restaurant, Shop, Museum und Brauerei, Führungen, www.bourgognedes fandres.be

Dieser Artikel wurde verfasst von:

Freie Journalistin

Christiane Reitshammer war von 2003 bis 2012 Teil des Redaktionsteams. Nun ist sie als freie Journalistin gerne für „tip“ und „reisetipps“ unterwegs und sucht für reisetipps.cc die besten Tipps heraus.

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