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Queensland: Wunderwelt am anderen Ende

Es ist der Traum Vieler, einmal am anderen Ende der Welt zu sein. Die Welt in „Down Under“ steht zwar nicht auf dem Kopf, aber sie ist eine andere. Die unvorstellbare Weite des Landes mit versteckten Natur- und Kulturschätzen, das sich über Tausende Kilometer erstreckende Lebewesen Great Barrier Reef im Wasser und die coolen (aber wenig nachtaktiven) Australier sind es, die mich zu einer subjektiven Traumdeutung verleiteten.

Ja, es stimmt: Die Anreise nach Queensland ist lang: Samstag in der Früh in den Flieger steigen, Sonntagabend in Brisbane aussteigen. In meinem Fall war es jedoch halb so schlimm: Ich durfte ein Teilstück (Frankfurt – Hongkong) in der äußerst bequemen Business Class von Cathay Pacific zurücklegen. Den „lächerlichen“ Rest von der asiatischen Metropole nach Brisbane (knapp 9 Stunden) verbrachte ich in der Premium Economy Class der Airline. Ich kann diese Zwischenklasse nur empfehlen: Rund 15cm mehr machen sehr wohl einen großen Unterschied.

Nein, es stimmt nicht, dass es in Australien immer warm ist – zumindest nicht überall. Im Queensland-Winter kann es im Outback und den höher gelegenen Nationalparks zumindest in den Nächten empfindlich kalt werden (der „erfahrene“ Redakteur hat nicht nur einmal ziemlich gefroren; er hat auch, beim Versuch, sein Zelt mittels Kaminfeuer zu erwärmen, einen frühmorgendlichen Rauchalarm ausgelöst). Und dann die Frage der Fragen: Zahlt es sich aus, für zwei Wochen die weite Reise anzutreten? Entscheiden Sie selbst... Die abendliche Ankunft in Brisbane, der größten und vermutlich auch „pulsierendsten“ Stadt in Queensland, zeigt, dass das Nachtleben nicht die Domäne der Australier ist. Nach dem Check-in im super-stylischen Next Hotel Brisbane geht’s raus in die Fußgängerzone der Queen Street Mall, dem Zentrum der Stadt. Gerade einmal ein Lokal hat um 23:00 Uhr noch geöffnet – und das auch nur noch für eine Stunde. Um Mitternacht ist hier Schluss, was demnach die späteste „Sperrstunde“ meiner Reise bleibt.

ZU BESUCH IN HAPPYLAND

Aber ausgeschlafen die Highlights der Reise zu erleben, hat ja auch was. Einen dieser Höhepunkte genieße ich mit meinen vier deutschen Reisekollegen gleich zu Beginn: Am äußersten Ende der Christmas Creek Road und direkt am Eingang des Lamington Nationalparks, der sich durch urzeitliche Vegetation, Unberührtheit und Stille auszeichnet, liegt das Nightfall Wilderness Camp. Nur drei Luxuszelte, einen tropischen Garten, in dem oft Kängurus zu Gast sind, einen offenen Grillplatz und ein gemütliches „Garagenrestaurant“ vereint dieses großzügige Camp, das Steve mit der immerzu lachenden Jaide betreibt.

Ihre herzliche Unbekümmertheit schwappt sofort auf uns über und ein „Hier bin ich zu HauseGefühl“ stellt sich ein. Nach einer ausgedehnten Wanderung im Nationalpark schmeckt das aus „organic food“ vorzüglich zubereitete Dinner besonders gut – ebenso die Weine. Das Happy-Feeling gipfelt im „Weihnachts-Frühstück“ direkt am Christmas Creek, das nicht mal durch die kalte Nacht und einen sensibel eingestellten Rauchmelder getrübt werden kann.

SELFIE MIT TASMAN

Für Queensland-Verhältnisse ist es nicht weit vom Lamington Nationalpark zu unserem nächsten Ziel, dem Girraween Nationalpark – knapp 4 Stunden Fahrtzeit. Am Weg liegen die Queen Mary Falls, die wir bei einer einstündigen Wanderung erkunden, sowie das „Wein-Mekka“ Stanthorpe. Auch dort machen wir Halt, um auf dem einen und anderen Weingut ausgedehnt zu recherchieren.

In der Girraween Environmental Lodge empfängt uns Besitzerin Kelly herzlich. Das Abendessen genießen wir gemeinsam mit ihrer Familie und Freunden am Lagerfeuer, wo das köstliche Stew (Eintopf) den ganzen Tag bereits an Geschmack reicher wurde.

Für den kommenden Morgen hat Kelly einen besonderen Guide für unsere Tour durch die Granitstein-Region organisiert: Tasman, ihren Hund. Pünktlich um 7 Uhr Früh geht es los. Die Wahl der Wanderroute überlässt Tasman noch uns. Ab jetzt übernimmt jedoch er die Führung; achtet bei jeder Weggabelung und jedem Hindernis auf uns, führt uns zu den berühmten freistehenden Granitfelsen, posiert professionell für „Selfies“ und wartet geduldig die Fotosessions ab. Zwei Stunden später ist der Zauber der Hundeführung mit vertauschten Rollen auch schon wieder vorbei. So auch unsere Zeit im Girraween Nationalpark.

„ALPINER“ HÖHEPUNKT

Das Wandern ist auch in unserer nächsten Station der Mittelpunkt unseres Tuns – und zwar richtig. Bei unserer Ankunft in der Spicers Canopy Lodge erwartet uns Al, Boss der Wander- und Radaktivitäten im Spicers Team. Zur Einstimmung auf den „really hard walk“ am folgenden Tag wärmen wir uns mit einer zweistündigen, über Stock, Stein und Bach führenden, Tour auf. Geschlafen wird wieder in einem Zelt der sehr gehobenen Kategorie – mit Wärmflasche unter der Decke.

Das angekündigte „really hard“ grenzt auch für einen Alpenländer an Untertreibung: sieben Stunden bergauf und wieder über Stock, Stein und Bach. Und das Ganze ohne viele Worte, weil dafür zu wenig Luft in den Lungen bleibt. Lohn für die Mühen ist die Spicers Peak Lodge. Ein Luxusrefugium der Extraklasse, Whirlpool im Zimmer versteht sich. Das X-gängige Degustationsmenü lässt die Strapazen des Tages dann endgültig in den Hintergrund rücken. Auch weil uns ein Blick auf das Reiseprogramm offenbart, dass wir die Wanderschuhe für die nächsten Tage mit Sandalen tauschen dürfen.

POSTKARTENKLISCHEE

Die Freude darüber ist bei mir Binnen-Berglandbewohner natürlich am größten, als wir endlich ans Meer kommen. In Town of 1770. Der Name markiert den Ort und das Jahr, in dem Captain Cook zum ersten Mal Queensland-Territorium betrat. Die Tour mit einem grellrosa Amphibien-Fahrzeug in der Lagune – Cocktail und Sunset inklusive – macht so richtig Appetit auf die folgenden Tage auf Heron Island. Die Insel im südlichen Abschnitt des berühmten Great Barrier Reef liegt rund zwei Bootsstunden östlich der Küste.

Die Fahrt dorthin lässt uns bereits erahnen, was uns erwarten wird: Wir passieren zahlreiche unbewohnte, mit weißen Stränden gesäumte und von türkisblauem Meer umgebene Inseln, die KorallenRiff-Postkarten-Ambiente versprechen. Dieses Versprechen erneuert sich bei der direkten Ankunft an der weit ins Meer gebauten Jetty: Kleine, für den Menschen ungefährliche Riffhaie und Schildkröten im Wasser sowie unzählige Seevögel – vor allem die namensgebenden Reiher (Herons) – machen uns ihre Aufwartung. Das Kitsch-Klischee perfektionieren der ungetrübte blaue Himmel, die wärmende Sonne und ein von Muscheln übersätes Schiffswrack.

KÜHLE BEGEGNUNGEN

Nur kurz hält es uns in den einfachen, aber gemütlichen, Bungalows des Heron Island Resorts. Die Terrassen führen direkt an den weißen Strand der Insel, die gänzlich von Korallenriffen umgeben ist – ein Aquarium direkt vor der Haustür. Bevor wir uns die Taucherbrillen und Schnorcheln umschnallen, ein schneller Check der Wassertemperatur: Schock! Der gerade zu Ende gehende Winter in Queensland hat auch im Paradies Spuren hinterlassen, nämlich kalte Spuren. Diese zwingen uns in Neoprenanzüge. Jetzt geht’s.

Vom Strand aus schnorcheln wir zu bunten Korallen und ebenso farbenprächtigen Fischen. Die Vielfalt macht süchtig. So absolvieren wir einen mehrstündigen Tauch-Schnupperkurs, um richtig in die Tiefe gehen zu können. Auf unserer „Wanderung“ durch diese neue Dimension treffen wir auf (immer noch ungefährliche) Riffhaie, Fische, Schildkröten, Korallen usw.

ES LEBT

Auf Heron Island ist auch eine universitäre Forschungsstation untergebracht, die sich um das Wohl des Riffs kümmert und seinen Zustand analysiert. Auf einer Tour durch diese Station wollen wir wissen, was dran ist, an den Meldungen, dass das Naturereignis in Gefahr sei. Die Forscherin erklärt uns: „Das Riff ist das größte Lebewesen der Welt – es lebt und es stirbt nicht.“ Es sei Veränderungen ausgesetzt: Ein- flüssen aus Umweltverschmutzung durch Landwirtschaft und Bergbau sowie der Erderwärmung.

Aber das Riff habe auch die Kraft, sich zu regenerieren und auf geänderte Umstände einzustellen. „Die Bedingungen im Meer haben sich in den vielen Jahrhunderten, in denen das Great Barrier Reef zu dem geworden ist, was es ist, immer wieder verändert.“ Mit diesen guten Nachrichten, aber auch mit dem Wissen, dass wir dennoch nicht achtlos mit der Natur umgehen dürfen, verlassen wir mit dem Wasserflugzeug (und ein bisschen einem schlechten Gewissen) die Insel.

ÜBERZEUGUNGSARBEIT

Zahlt es sich also aus, für kurze zwei Wochen nach Queensland zu reisen? Ich bin überzeugt davon. Und ich verrate Ihnen noch ein Geheimnis: Die hier geschilderten Erlebnisse spielten sich in den ersten sieben Tage meiner Reise ab. Da waren noch eine Wanderung im Carnavon Gorge, zwei Aufenthalte auf typisch australischen Farmen, ein weiteres Inselabenteuer auf Great Keppel Island, Begegnungen mit Krokodilen, Pfauen und anderem Getier... Aber das ist eine andere Geschichte. Zu lesen in der kommenden Ausgabe von „reisetipps“ im Frühjahr 2017.

ALLGEMEINE INFO

Lage: Bundesstaat im Nordosten Australiens
Fläche: rund 1,7 Mio km2 (knapp 21 Mal so groß wie Österreich)
Einwohner: 4,7 Mio. (etwas mehr als halb so viele wie Österreich)
Währung: Der Australische Dollar (AUD) ist die amtliche Währung Australiens. Die Währung beruht auf dem Dezimalsystem, ein Dollar ist die Grundeinheit: 100 Cent (100 c) = ein Dollar ($ 1). 10 AUD = 6,90 EUR, 10 EUR = 14,50 AUD

Klima

Queensland erfreut sich mit warmen, sonnigen Tagen eines beneidenswerten Klimas. Warme Sommer und milde Winter mit jeder Menge Sonnenschein erwarten Sie (mit nur ab und zu ein paar Schauern).
Queensland ist im Süden subtropisch: Hier sind die Sommer warm und die Winter an der Küste mild, Herbst und Frühling bieten das perfekte Klima. Im Norden ist es tropisch: Hier kann die feuchte Saison (im Sommer) recht schwül und heiß sein, während die Trockenzeit (im Winter) vergleichsweise trocken und mild ist.

Internet

In vielen Internetcafés, Unterkünften und Büchereien gibt es kostenpfichtiges oder kostenfreies Internet. In den ländlichen Gegenden und im Outback ist es jedoch noch Mangelware. Wer gern und viel online ist, sollte sich eine Prepaid-Sim-Karte zulegen. Der Anbieter Telstra hat z. Zt. das am besten ausgebaute Netz. 4 Gigabyte Datenvolumen kosten rund 30 AUD.

Anreise

Zahlreiche Fluglinien bieten Verbindungen nach Brisbane oder Cairns. Cathay Pacifc fiegt täglich ab Frankfurt und viermal wöchentlich ab Düsseldorf (Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag) über Hongkong nach Brisbane. Nach Cairns geht es mit Cathay Pacifc ab Hongkong viermal wöchentlich mit Flügen am Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag.

Info

Tourism & Events Queensland, germany@queensland.com, www.queensland.com/de-de

 

Foto: privat

Dieser Artikel wurde verfasst von:

Redakteur / Managing Editor

Dieter ist seit knapp 25 Jahren wichtiger Teil des Profi Reisen Verlags-Teams. Fast jedes geschriebene Wort das die Redaktion verlässt, geht über seinen Schreibtisch.

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